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Gerhard Midding

Die Kinothek Asta Nielsen zeigt an diesem Wochenende (und darüber hinaus: vom 25. bis 30, Juli) eine Werkschau der hervorragenden Dokumentaristin. Am Wochenende ist die Regisseurin aus Kreuzberg in Frankfurt dabei, anwesend, präsent. Der ursprüngliche Titel lautete : "Dabei ist das hier ihr Leben", jetzt heißt die Reihe; "Nirgends ist man richtig da," Man sieht, es geht um biographisches Dazwischen.

Gerhard Midding  

Als Michael Douglas und Peter Sarsgard in Karlovy Vary zwei Ehrenpreise verliehen wurden, bedankten sie sich mit einer geballten Dosis Amerika-Kritik. Douglas sah sein Heimatland stracks auf dem Weg in eine Autokratie, sein Kollege beklagte, die USA zögen sich immer mehr aus ihrer globalen Verantwortung zurück. Solche Bekenntnisse verlangen im aktuellen politischen Klima mehr als nur Gratismut. Derweil erinnerte die Retrospektive des Festivals an eine Ära, in der eine ganze Künstlergeneration zum Schweigen gebracht werden sollte.

Gerhard Midding

Dieser Tage kam ich endlich dazu, einen Nachruf auf Ted Kotcheff zu lesen, der seit Wochen in einem offenen Tab schlummerte. Beim Lesen bekam ich nicht übel Lust, mir die Memoiren des Regisseurs zu besorgen. Der Kanadier scheint darin ziemlich vom Leder zu ziehen. Zu den erstaunlichsten Anekdoten gehört wahrscheinlich die, in der ihn Michelangelo Antonioni um Rat bittet.

Gerhard Midding

Kann ein Film psychotisch sein? Es hilft schon einmal, wenn seine Hauptfigur es ist. Jacques Vallin (Charles Denner), der uns in Alain Jessuas Langfilmdebüt von 1964 zunächst als sympathischer Tagträumer begegnet, verliert zusehends den Bezug zur Wirklichkeit. Er halluziniert von Tag zu Tag mehr und seine Haut wird immer dünner. Er geht irre an der Welt und versinkt am Schluss in eine beklemmend heitere Katatonie.

Gerhard Midding

Im Februar 1989 hatte ich doppeltes Glück. Das erste bestand darin, dass ich einen Interviewtermin mit der Schauspielerin Delphine Seyrig bekam und das zweite darin, dass sie viel Geduld mit meinen Fragen hatte.

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Es dauerte ziemlich lang, bis ich anfing, Willi Forst ernst zu nehmen. Sein Name war mir natürlich seit Kindertagen vertraut, schließlich war er ein Idol meiner Eltern. Vielleicht war gerade das ein Grund meines Zögerns. Es brauchte Umwege, damit ich lernte, ihn zu bewundern.

Gerhard Midding

Als mir ein befreundeter Kollege vor einigen Jahren die Sendereihe „Stadt, Land, Kunst« empfahl, konnte er nicht ahnen, wie sehr er damit mein Leben umkrempeln würde. Arglos berichtete er von einem Beitrag über Bertrand Tavernier und dessen Heimatstadt Lyon. Seither ist das Magazin für mich zu einem wochentäglichen Ritual geworden,

Gerhard Midding

Seine Figuren verstehen es, keine Umstände zu machen. In seinen Filmen trennen sich die Paare unaufhörlich, machen aber nie viel Aufheben darum. Schließlich öffnen sich dadurch neue Möglichkeiten. Und irgendwie bleibt man einander ja immer noch verbunden. Martín Rejtman ist ein Meister der filmischen Konjunktion. Auf seine Lakonie ist dabei stets Verlass.

Gerhard Midding

Einer der schönsten Textanfänge, die ich kenne, geht so: "Wer je eine Zwiebel geschält hat, kennt sich aus im Kino des Kanadiers Atom Egoyan." Er beseitigt Schwellenängste: Im Prinzip steht dieses Werk allen offen. Das Komplexe muss gar nicht so kompliziert sein. Warum also habe ich solche Schwierigkeiten, mir einen Reim auf seine jüngste Arbeit zu machen?

Gerhard Midding

Der Feigenbaum, den ich im Frühjahr pflanzte, ist noch zu jung und klein, um einen Rückschnitt zu brauchen. Aber ein Freund, der viel davon versteht, warnte mich: Irgendwann sei er erforderlich, denn die neue Triebe würden andernfalls den alten Stamm erdrosseln. Dank dieser botanischen Fährnis gewann der Titel von Mohammad Rasoulofs Film plötzlich eine andere Bedeutung für mich.