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Gerhard Midding

In den meisten französischen Filmgeschichten kommt Alain Jessua nicht vor. Dabei verlief seine Karriere keineswegs im Geheimen. Vielmehr verbarg sie sich in aller Öffentlichkeit. Nachdem seine ersten Regiearbeiten in den 1960er Jahren mehrfach ausgezeichnet worden waren, drehte er eine Reihe von Kriminalfilmen, die zuweilen große Kassenerfolge waren. Er arbeitete mit großen Stars wie Annie Girardot, Alain Delon, Jean Yanne. Patrick Dewaere und Nathalie Baye.

Gerhard Midding

Ich glaube, in diesem Jahr habe ich noch keinen Film gesehen, der so großartig fotografiert ist wie »Die Banditen von Orgosolo« - und auch keinen, dessen Montage mich derart elektrisiert hat. Dabei kam er vor 64 Jahren heraus. Vittorio de Seta hat ihn in einem Schwarzweiß und einem Normalformat gedreht, die atemraubend sind.

Gerhard Midding

Ich musste lange suchen, bis ich in seiner Kritik an eine Stelle geriet, an der ich widersprechen wollte. Tatsächlich war mir meine Zustimmung ein wenig mulmig. Im letzten Satz wurde ich endlich fündig.

Gerhard Midding

Bei »Resurrection«, dem die Jury in Cannes am Samstag einen Spezialpreis verlieh, scheint es sich um eine Dystopie zu handeln. Bi Gans Film spielt in einer Welt, in der niemand mehr träumen soll. Die Menschheit hat entdeckt, dass der Verzicht aufs Träumen die Lebenserwartung erhöht.

Gerhard Midding

Wenn er gewusst hätte, dass er gefilmt wird, erklärte der überraschte Angeklagte, wäre er in Anzug und Krawatte erschienen. Statt dessen trugt er nun eine Strickjacke. Offenkundig legte Adolf Eichmann großen Wert darauf, während des Prozesses zwischen Privatem und Öffentlichem zu unterscheiden.

Gerhard Midding

Die Stadt Fengjie verschwand, nachdem sie mehr als 2000 Jahre existierte, von den Landkarten Südchinas. Als das Gebiet am Yangtze vollends überflutet und der Drei-Schluchten-Staudamm fertiggestellt war, ging sie unter. Der Abbruch des Ortes, der für viele Generationen Kontinuität und Geborgenheit bedeutete, dauerte nur zwei Jahre. Danach existierte diese Heimat noch eine Zeitlang als Motiv auf einer Banknote.

Gerhard Midding

Vor einigen Tagen saß ich an einem Artikel über eine spannende Retrospektive im Filmarchiv Austria. Sie rekapituliert die Rückkehr ins Kino im Wien des Frühjahrs 1945. Tatsächlich ist dies die österreichische Variante des großartigen „Befreite Leinwände“-Projektes, über das ich hier Ende Oktober/Anfang November 2023 schrieb. Einen flotten Anfang hatte ich mir bereits überlegt:

Gerhard Midding

Heute läuft in Großbritannien Andres Veiels »Riefenstahl« an. Das entnahm ich einem Artikel im "Guardian", dem ich noch eine weitere bemerkenswerte Auskunft verdanke. Im Nachlass der Regisseurin fand sich ein Kalender, in dem sie notierte: "NPD wählen". Falls diese Trouvaille im Film auftaucht, muss ich sie auch beim zweiten Kinobesuch übersehen haben.

Gerhard Midding

Das Wohlleben ist für Schauspielerkarrieren nicht immer von Vorteil. Gert Fröbe liefert hierfür ein lehrreiches Beispiel. Jules Dassin hatte »Berliner Ballade«, mit dem er seinen Durchbruch feierte, gesehen und wollte ihn unbedingt als einen der Einbrecher in »Rififi« besetzen. Der Regisseur erlebte einen gehörigen Schock, als der Schauspieler zum Vorsprechen erschien.

Gerhard Midding

David Brown hatte wohl recht, als er behauptete, jeder könne sich noch daran erinnern, wann er »Der weiße Hai« zum ersten Mal gesehen hat. Für mich trifft das auf alle Fälle zu. Ich holte ihn mit zwei Jahren Verspätung nach, als er 1977 im Sommerprogramm des alten Astoria in Bielefeld lief. Da ich daheim meine Brille hatte liegen lassen, mussten mein Schulfreund Heiko und ich uns in die erste Reihe setzen.