DVD-Tipp: »All We Imagine As Light« (2024)
Mumbai. Krankenschwester Prabha, sinnlos verheiratet mit einem vor Jahren ins Ausland abgewanderten Mann, und ihre Kollegin Anu, als Hindu verbotenerweise in einen Muslim verliebt, teilen sich eine Wohnung. Während sich die eine einen Neuanfang in der Liebe versagt, sucht die andere nach einem Ort, um ihre zu realisieren. Um sie her das geschäftige Treiben einer Millionenmetropole, die als Traumvernichtungs- und Desillusionierungsmaschine fungiert. Erst ein Ausflug aufs Land und ans Meer öffnet Augen und Herzen für einen Schimmer von Hoffnung, nachts, tanzend, unter bunten Lichtergirlanden.
Mit »All We Imagine As Light« feierte die indische Regisseurin Payal Kapadia im vergangenen Jahr einen enormen Erfolg; beim Festival in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet, trat ihr Spielfilmdebüt anschließend den Siegeszug durch die Kinos an und fand sich schließlich auf zahlreichen Bestenlisten.
Rapid Eye Movies gesellt dem sanftmütigen Werk mit dem nüchternen Blick auf die indische Gesellschaft den Vorgängerfilm hinzu: Kapadias experimentell-dokumentarischen »A Night of Knowing Nothing«, der 2021 in Cannes mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet worden war. Entstanden 2015 während eines Studentenstreiks am Film and Television Institute of India in Pune, an dem Kapadia studierte, finden sich in »A Night of Knowing Nothing« schon die Themen, und auch das kunstvolle Verfahren, das in »All We Imagine As Light« zur Blüte gebracht wird. Ein zartgliedriges Verweben unterschiedlicher Ebenen und Motive: Gefühl und Konvention, Mensch und System, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Kapadia führt Konfliktlinien eng und macht historische Konstanten sichtbar; darunter, wie notwendig Widerstand und Freiheitskampf für einen kontinuierlichen Emanzipationsprozess sind. Filmisch entwirft sie die poetisch-politische Perspektive einer tanzbaren Revolution. Ein Hoffnungsschimmer.
VÖ: 3. Juli 2025
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