DVD-Tipp: »The Room«

© Leonine Distribution

Die Wunschmaschine

Zahllose Witze, in denen eine gute Fee drei Wünsche gewährt und die Sache schief geht, erinnern an Aesops Fabel-Mahnung: Bedenke, was du dir wünscht – es könnte in Erfüllung gehen. Kate und Matt aber kennen offenbar weder Aesop noch einen der Feen-Witze und wähnen sich im Paradies, als sie in ihrem neuen, alten, abgelegenen Haus eine Wunschmaschine entdecken. Vor kurzem erst ist das Paar von New York aufs Land gezogen, weil das gestresste Großstädter nun mal machen; es soll endlich wieder Ruhe einkehren in ihr gemeinsames Leben und jenes Glück zurückkommen, das die beiden Fehlgeburten, die Kate erlitten hat, vertrieben haben.

Schon schrillen die Alarmglocken! Und treffen, natürlich, auf taube Ohren. Denn geblendet sind Kate und Matt vom hedonistischen Genuss, den der Raum, der Christian Volckmans Mystery-Drama den Titel gibt, bereitet: Man braucht den Wunsch nur auszusprechen – Kaviar, Juwelen, ein Van Gogh – und Zack! materialisiert es sich. Volckman montiert den Konsumrausch zweier Triebwesen als unbeschwerte Sause aus Schampus und Sex. Auf die unweigerlich der Depri-Kater folgt, den Kate sodann zu verscheuchen sucht, indem sie den Teufel mit dem Beelzebub austreibt.

Was folgt, ist leicht zu erahnen: Mit einem Male steht ein dämonisches Kind nicht nur im Raum, sondern auch zwischen Kate und Matt, und mit diesem Shane genannten Wesen stellt sich auch ein Eindruck von der Gewaltigkeit des Hakens ein, den die ganze Sache hat. Anstatt sich nun aber mit den moralphilosophischen Implikationen dieser Frankenstein'schen Schöpfung aufzuhalten, beginnt Volckman ein Verwirrspiel mit den Möglichkeiten des Raums. 

Dabei schafft er es, seinem simpel gestrickt nur erscheinenden Genrefilm eine überraschende Reflexionstiefe zu verleihen. Im Jenseits des Spiegels, das der Raum umschließt, konkretisiert sich der uralte ödipale Konflikt als jene gattungsgeschichtliche Konstante, der zufolge die Schöpfer schließlich ihren Geschöpfen weichen müssen. Oder vielmehr: müssten. Wie aber lebt es sich, wenn man mit dieser natürlichen Ordnung im Widerstreit steht?


The Room, Frankreich/Belgien/Luxemburg 2019. R: Christian Volckman. Da: Olga Kurylenko, Kevin Janssens, Joshua Wilson. Anbieter: Leonine.

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