Maxi Braun
Filmkritiken von Maxi Braun
Die Emanzipationsgeschichte um eine junge Deutschkurdin, die vor der Hochzeit ihr Hymen rekonstruieren lassen will und Rollenerwartungen ihrer Familie hinterfragt, vermeidet Stereotype und wird von einer überzeugenden Protagonistin getragen.
Tragikomische Mutter-Sohn-Geschichte, die ironisch den Finger in die Wunde europäischer Migrationspolitik legt und nie die Geflüchteten selbst, aber Politik, Bürokratie und Medien bloßstellt, wenn auch weniger scharf als sanft-süffisant.
Die Regisseurin begibt sich auf eine ebenso forensische wie poetische Spurensuche im Nachlass des eigenen Urgroßvaters, der sein Leben der naturkundlichen Beobachtung widmete und zeichnet das Porträt eines unangepassten Lebens.
Sabine Michel ergründet behutsam die biografischen Überschneidungen und geteilten Erfahrungen als Frau, Mutter und Ostdeutsche in der Politik und kitzelt unterschiedliche politische Überzeugungen nur subtil heraus, ohne selbst zu werten.
Was als melancholische Charakterstudie beginnt und Potential für eine kolonialismuskritische Betrachtung einer ungleichen Liebe offenbart, fällt narrativ auseinander und reproduziert letztlich Klischees über weibliches Begehren jenseits der 40.
Mit konzentrierterem Fokus auf narrative und bildgestalterische Aspekte hätte Gerwig mit »Barbie« ein feministischer Paukenschlag gelingen können. Stattdessen zündet sie ein durchweg unterhaltsames, pink-glitzerndes Knallbonbon mit Ryan Gosling als heimlichem Helden.
Mit kleinem Team gedreht, konzentriert sich der Film ausschließlich auf die Betroffenen selbst, wodurch ein respektvoller Einblick in das Thema psychische Erkrankungen gelingt, das zwar in den letzten Jahren enttabuisiert wurde, aber noch immer gesellschaftlich stigmatisiert ist.
Das dokumentarische Langfilmdebüt von Max Eriksson über den ehemaligen Skaterprofi Ali Boulala und den Unfall, der 2007 dessen Karriere und fast auch dessen Leben beendete, porträtiert mit Archivmaterial und Interviews die wilde Szene von Profiskatern in den 1990er und 2000er Jahren wie einen wilden Sog.
Saskia Diesing erzählt mit überzeugenden Protagonistinnen von unerwarteter feministischer Solidarität am Ende des Zweiten Weltkrieges und kreiert so eine neue Art von Antikriegsfilm.
Emily Atef adaptiert Daniela Kriens Debütroman über eine tragische Liebe in der Zeit zwischen Wende und Wiedervereinigung in Ostdeutschland als stimmungsvolle, aber nicht unproblematische Amour Fou, bei der die inneren Beweggründe der Figuren mysteriös bleiben.