Maxi Braun
Filmkritiken von Maxi Braun
Die französische Regisseurin Mati Diop findet in ihrem bei der Berlinale in diesem Jahr mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Essay-Film neue Bilder für den abstrakten Begriff der Restitution. Sie sprengt dabei nicht nur die dokumentarische Form, sondern auch eurozentrische Sehgewohnheiten, um den immensen Verlust von Geschichte, Identität und kulturellem Erbe in Benin nachvollziehbar zu machen.
Die beeindruckende Materialfülle, eine kunstvoll-suggestive Montage und interessante Interviewpartnerinnen reichen nicht aus, um die Verdichtung und Prägnanz des ersten Teils zu erreichen, regen aber dazu an, sich mehr mit den Frauen in der DDR zu beschäftigen.
Die sensible Annäherung jenseits reißerischer True Crime-Formate gibt einen seltenen Einblick in die Gefühlswelt der trauernden Eltern eines Mörders, wäre aufgrund der filmischen Form auf dem TV-Bildschirm besser aufgehoben als im Kino.
Dem Spielfilmdebüt gelingt eine der seltenen positiven Geschichten aus Sicht der jungen Banlieue-Generation, ohne die Probleme zu verschleiern. Der authentische Charme und eine gute Portion magischer Realismus ergeben ein verspieltes und mitreißendes Kinomärchen.
Schockierendes Porträt einer für alle Beteiligten schmerzhaften Familiengeschichte, das keine einfachen Antworten gibt, aber in der subjektiven Sicht der Regisseurin überzeugt und zeigt, wie komplex Erinnerung sein kann.
Geschickt montiert und mit bisher nie gezeigtem Archivmaterial verlässt sich das Porträt erfolgreich auf Peaches' Präsenz auf der Bühne und vor der Kamera und dokumentiert ihre künstlerischen Grenzüberschreitungen damals wie heute.
Josef Hader und Birgit Minichmayr brillieren als Duo wider Willen in der vergnüglichen Schuld-und-Sühne-Farce in der niederösterreichischen Pampa.
Selten wurde das Konzept Familie so überzeichnet und doch ehrlich seziert wie hier. Glasner riskiert mit seiner Tragikomödie viel und obwohl er manchmal strauchelt, gelingt ihm dank seines hervorragenden Ensembles ein fast perfekter Film über das Leben, den Tod und allem, was uns dazwischen in die Verzweiflung treibt.
Das Prequel zu »Charlie und die Schokoladenfabrik« trifft nicht ganz den düsteren Ton Roald Dahls, überzeugt aber als zartbitterer Winterfilm mit liebenswerten Figuren und einer stilecht-nostalgischen Kulisse.
Patrick Muroni will ein sensibles Porträt über ein queeres Kollektiv drehen, das ethische Pornos dreht. Um den male gaze zu vermeiden, mäandert der teils dokumentarische, teils inszenierte Film wenig aussagekräftig dahin.
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Tipp
Die zweite Staffel der »Sadcom« »Lu von Loser« von und mit Alice Gruia brilliert mit lakonischem Witz und Originalität, wie sie im deutschen TV selten sind.
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Iranische Schauspielerinnen und der Aufstand : Golshifteh Farahani, bekannt aus »Elly« und »Paterson«, und Zar Amir Ebrahimi, die jetzt mit »Holy Spider« bei uns ins Kino kommt, im Porträt.
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Das Edimotion-Festival für Filmschnitt und Montagekunst in Köln würdigt die Arbeit von Editor*innen. Und stellte in diesem Jahr ein paar unbequeme Fragen.
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Edimotion feiert die Kunst des Filmschnitts in fast vorpandemischer Festivalatmosphäre und würdigt mit Ingrid Koller erstmals eine Österreicherin mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk