Das Hamlet Syndrom

Fünf junge Menschen aus der Ukraine verarbeiten ihre Traumata mit Shakespeares Tragödie, als Theaterprojekt und Gruppentherapie zugleich. Der vor dem Angriff Russlands abgedrehte Dokumentarfilm wird durch den anhaltenden Krieg noch brisanter und relevanter.

Auf der Suche nach Fritz Kann

Fritz Kann war der erste Mann der Großmutter des Filmemachers Marcel Kolvenbach. Als Jude wurde er 1942 deportiert. Kolvenbach sucht die Orte seiner Deportation und seines Todes auf. Installationen durchbrechen den dokumentarischen Fluss.

Holy Spider

Basierend auf dem realen Fall eines Serienkillers, der im Iran Anfang der 2000er Jahre 16 Frauen ermordete, erzählt Ali Abbasi eindringlich von einer von Bigotterie und Misogynie zerfressenen Gesellschaft. Leider bleibt die klischeeverhaftete filmische Gestaltung hinter der gesellschaftlichen Analyse zurück.

Acht Berge

Das Regiegespann Felix von Groeningen und Charlotte Vandermeersch (»The Broken Circle«) konzentriert sich weniger auf die Schauwerte der Bergkulisse, sondern auf die Chronik einer einzigartigen Freundschaft, die tief im Aostatal verwurzelt ist. Der Titel bezieht sich auf eine Parabel über die Weisheit, die in der Bodenständigkeit wie der Entdeckerfreude liegt.

Film des Monats Januar: »Midwives«

Die junge burmesische Regisseurin Snow Hnin Ei Hlaing erzählt atmosphärisch stark und sachlich manchmal unscharf vom Dorfleben um zwei Frauen in der vom Krieg umzingelten Rakhine-Provinz Myanmars.

Unruh

1877 in einem Örtchen im Juragebirge lernt der russische Anarchist Kropotkin eine Uhrfacharbeiterin kennen. Cyril Schäublin erzählt formal eigensinnig von Anarchismus und der ausbrechenden Hektik des Kapitalismus – und bietet ihr mit Gelassenheit in Tableaux vivants künstlerisch Paroli.

Till – Kampf um die Wahrheit

Der Lynchmord an dem 14-jährigen Emmett Till 1955 wurde zu einem einschneidenden Ereignis für die amerikanische Bürger-rechtsbewegung. Regisseurin Chinonye Chukwu erweist ihm mit einer emotional eindrucksvollen Inszenierung und vor allem einer Ausnahmeleistung ihrer Hauptdarstellerin Danielle Deadwyler angemessen Respekt.

Sharaf

Sharaf wird, zur Falschaussage genötigt, wegen Mordes ins Gefängnis gesteckt. Das Gefängnis, in dem Samir Nasrs Film fast ausschließlich spielt, gerät zum Spiegelbild von arabischen Gesellschaften, die unter Diktaturen und Armut leiden. Ein politisch wichtiger Film mit einigen erinnerungswürdigen Vignetten, der an seiner zerstückelten Inszenierung und schemenhaften Figuren leidet.

The Son

Vielschichtiges und feinfühliges Familiendrama um einen Vater, der seinen depressiven Sohn retten will und schmerzlich scheitert – mit einem großartigen Cast u.a. mit Hugh Jackman und Laura Dern.

Petrov's Flu – Petrow hat Fieber

Mit seiner traumartigen Verschränkung von Phantasie und Realität gelingt Kirill Serebrennikov ein atemberaubendes Sittenbild einer postsozialistischen Agonie.

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