Kleine schmutzige Briefe

Es scheint auf der Hand zu liegen, wer die obszönen Briefe in Umlauf bringt, die 1920 ein kleines englisches Küstenstädtchen in Aufruhr versetzen. Die Irin mit Kind ohne Mann muss es sein! Und während die Patriarchen die Zeichen der Zeit nicht lesen können, lösen die Frauen den Kriminalfall. Ein Emanzipationskostümdrama aus einer Vergangenheit, die so fern dann doch nicht scheinen mag.

Club Zero

An einer englischen Eliteschule bringt eine guruhafte neue Lehrerin für achtsamer Ernährung ihre Schüler:innen dazu, das Essen gleich ganz aufzugeben. Jessica Hausner erzählt formal sachlich von Selbstzerstörung und triggert aktuelle Themen. Doch wird der toll inszenierte und ausgestattete Film ein Stück weit von seinem konzeptionellen Ansatz gefressen und lässt kalt.

Sterben

Selten wurde das Konzept Familie so überzeichnet und doch ehrlich seziert wie hier. Glasner riskiert mit seiner Tragikomödie viel und obwohl er manchmal strauchelt, gelingt ihm dank seines hervorragenden Ensembles ein fast perfekter Film über das Leben, den Tod und allem, was uns dazwischen in die Verzweiflung treibt.

Netflix: »3 Body Problem«

Sie kommen: In »3 Body Problem« mehren sich auf der Erde die Anzeichen für eine keineswegs freundliche Invasion durch Außerirdische.

Amazon: »Road House«

Doug Limans Remake des Patrick-Swayze-Vehikels »Road House« von 1989 trumpft mit Schauwerten auf und gerade genug Ironie, um die alten Fans nicht zu verschrecken.

Berlinale Dokumentarfilm: Zornig bis zärtlich

Harte Themen prägten die Dokumentarfilme quer durch die Sektionen der Berlinale. Eine Bestandsaufnahme zwischen privaten und politischen  Traumata, Kriegen und postkolonialistischer Aufarbeitung.

Berlinale Panorama: Heilende Trauer

Das beim Publikum beliebte Panorama setzte auf Hoffnung und Zuversicht trotz Verlust und Trauer – meist mit starken und sperrigen Frauen, mal konventionell erzählt oder die visuellen Möglichkeiten erforschend.

Berlinale Forum: Sehen, Nicht­sehen, Erkennen

Unter neuer Leitung zeigte das Forum großartige Spiel- und Dokumentarfilme, die auch das Wesen des Kinos reflektieren.

Berlinale Wettbewerb: Unterschiedliche Sichtweisen

Die Berlinale-Ära von Carlo Chatrian war eine der Krisen, Kriege und Konflikte. Manche Probleme waren hausgemacht. Jannek Suhr über einen lauwarmen Wettbewerb und eine Preisverleihung, die Publikum und Kritik Rätsel aufgegeben haben dürfte.
Gerhard Midding

Wenn man 2019 in landläufige Suchmaschinen die Begriffe "Ukraine" und "Hungersnot" eingab, erschien als weiteres Schlagwort augenblicklich "Kannibalismus". Die Gräuel des Holodomor, der Tötung durch Hunger, müssen unvorstellbar gewesen sein. Bis heute streiten Historiker darüber, wie viele Millionen Menschen ihm auf Stalins Geheiß seit den späten 1920er Jahren in der Ukraine und anderen Sowjetrepubliken zum Opfer fielen. Wie bloß kann sich das Kino von dieser Agonie ein Bild machen?

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