DVD-Tipp: »Handling the Undead« (2024)
Vielleicht ist es diese seltsame Stromstörung, die die Welt aus dem Lot bringt. Autos hupen plötzlich, überall gehen die Lichter aus und an. Mahler (Björn Sundquist) sitzt zu diesem Zeitpunkt am Grab seines verstorbenen Enkels Elias. Seine Tochter Anna (Renate Reinsve) hat den Tod ihres Sohnes nie überwunden, die Hilfe ihres Vaters lehnt sie ab. Am Grab hört er auf einmal ein Klopfen und öffnet es. Elias lebt, auch wenn er vom Tod gezeichnet ist.
Thea Hvistendahl hat den Roman von John Ajvide Lindquist (der auch die Vorlage zum ebenfalls beeindruckenden Horrorfilm »So finster die Nacht« lieferte) adaptiert: Drei geliebte Menschen tauchen wieder auf, neben Elias auch Elisabet, die Lebensgefährtin von Tora, und die durch einen Autounfall gestorbene Frau des Comedian David (Anders Danielsen Lie). Sie sind aber auch nicht dieselben, sprechen nicht, starren ins Leere. Hvistendahl wollte »die Untoten im Film als leere Körperhüllen« zeichnen, sagt sie im Interview des Booklets (leider das einzige Bonusmaterial der DVD).
Die drei Geschichten des Films erzählen davon, wie die Familienangehörigen versuchen, die Angehören zu integrieren, aus Liebe, aus Trauer, weil der Abschied fehlte. Viel Zeit verwendet Hvistendahl darauf, das Leben vor dem Wiedererscheinen der Toten zu zeigen – und damit die Leerstellen, die sie hinterlassen haben. Die Farben dieses hervorragend fotografierten Films sind fahl und haben einen Stich ins Graue, eine stringente Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten.
Auch wenn die Untoten zu den beliebtesten Wesen des Horrorkinos zählen – dessen Muster bedient Hvistendahl in ihrem ungewöhnlichen, innovativen Film überhaupt nicht. Auf Spannung und Angsterzeugung verzichtet sie ganz. Die Untoten sind keine gesichtslosen, entstellten Zombies. Aber irgendwann stolpern doch einige durchs Bild. Vielleicht ist ja doch die Zombie-Apokalypse ausgebrochen.
VÖ: 20. März 2025
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns