Filmz-Festival: Anleitung zum Verbrechen

Das Filmz-Symposium dachte über den Genrefilm nach
»Wir sind die Nacht« (2010). © Constantin Film

»Wir sind die Nacht« (2010). © Constantin Film

Rheinland-Pfalz ist filmische Diaspora. Es gibt kaum Mittel für Film- und Festivalförderung, es sei denn, es handelt sich um ein Prestigeprojekt. Dagegen kämpft seit vielen Jahren das Mainzer Festival Filmz an. Entstanden aus einer Initiative Mainzer Studierender und immer noch studentisch und ehrenamtlich betrieben, stellt es Jahr für Jahr ein ambitioniertes Programm neuerer deutscher Filme zusammen. Und in diesem Jahr war ein Symposium, organisiert von Christian Alexis und Sarah Beicht, Teil des Programms, das sich unter dem Titel »Fantastisches in dunklen Sälen« hellhörig einem zarten Pflänzchen des neueren deutschen Films widmete: dem sich entwickelnden Genrekino. Zwei waschechte Genrefilme zeigte das Festival zum Symposiumsauftakt: »Der Nachtmahr« und »German Angst«.

Der Filmemacher Huan Vu aus Ludwigsburg konstatierte in seinem Vortrag, dass es durch die Filmgeschichte in Deutschland keinen Nährboden etwa für Science-Fiction oder Fantasy gab, der Pionier der literarischen deutschen Science-Fiction, Kurd Laßwitz, sei heute vollkommen unbekannt, fantastische Literatur habe in der Weimarer Republik als »Schund« gegolten. Und Goebbels schrieb über Langs Mabuse-Film in sein Tagebuch: »Praktische Anleitung zum Verbrechen. Wird verboten.« Vera Cuntz Leng (Marburg) unternahm ein close reading von »Wir sind die Nacht«, dem Vampirfilm von Dennis Gansel, in dem die Obervampirin Louise von einem »lesbischen Utopia« träumt. Aufschlussreich war auch die vom Genrespezialisten Marcus Stiglegger moderierte Abschlussdiskussion mit dem Regisseur Johannes F. Sievert (der in Mainz seinen Wissenschaftsthriller Rewind vorstellte), dem Filmwissenschaftler Bernd Zywietz und dem Filmemacher Krystof Zlatnik (»Immigration Game«), einem der Gründer der Genrenale in Berlin. Wenn es ein Ergebnis dieses Gesprächs gibt, dann war es die Feststellung, dass Genrekino Kontinuität braucht – denn die formt auch das Publikum.

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