Kritik zu Was tun

© Weltkino

2020
Original-Titel: 
Was tun
Filmstart in Deutschland: 
03.03.2022
L: 
73 Min
FSK: 
12

Michael Kranz dokumentiert seine Reise nach Bangladesch auf der Suche nach einer jungen Zwangsprostituierten. Sie gerät zu einer persönlichen Heldenreise

Bewertung: 2
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Ein Münchner Filmstudent sieht Michael Glawoggers »Whores' Glory« (2011). Eine der Protagonistinnen darin lässt ihn nicht mehr los: Ein junges Mädchen aus Bangladesch sitzt im roten Sari auf einem schmuddeligen Bett und fragt, wie sie ihrem Leid entkommen kann und warum Frauen in ihrem Land keine Chance haben? Der Filmstudent fragt sich, was er tun kann und reist kurzerhand nach Bangladesch, auf der Suche nach der Zwangsprostituierten. 

Mit getragener Stimme stellt Michael Kranz, der als Schauspieler etwa in Michael Hanekes »Das weiße Band« und in zahlreichen deutschen Krimiserien zu sehen war, sich aus dem Off Fragen, die er über die Aufnahmen aus dem Flugzeug legt, seiner Ankunft in Bangladesch. Es ist eine Reflexion über die Wirkkraft von Bildern und das sehr persönliche Anliegen, sich aus der eigenen Komfortzone hinaus zu bewegen. Die Wahnwitzigkeit, vielleicht auch Ausweglosigkeit seines Unterfangens thematisiert er durchaus. Doch anschließend scheint er mühelos in die düsteren Ecken Bangladeschs einzutauchen, Menschenhändler geben ihm Auskunft, Frauen, einst selbst Zwangsprostituierte bitten ihn zum Tee, junge Mädchen berichten unter Tränen von ihren Erfahrungen. Das Ganze wirkt mehr wie eine Reisereportage und gerät dabei zu einem essayistischen Selbstporträt. Die anfängliche Ambivalenz schwindet zusehends.

Natürlich ist es ehrenwert, Missstände zu dokumentieren und dadurch aufrütteln zu wollen. Doch Kranz streift unkommentiert gesellschaftliche Strukturen, in denen Frauen nichts zählen und Bestechung die Dinge regelt. Dem tatsächlichen Dilemma spürt er nicht nach. Er appelliert an das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft seines Publikums. Immerhin gelingt es ihm noch während seiner Reise, über Facebook ausreichend Geld für ein Jungenheim zu sammeln, das sogar noch eingeweiht wird. Auch thematisiert er, dass die Kamera ihm viele Türe geöffnet und zugleich als Schutzschild gedient hat. Da dürfte er kein Einzelfall sein.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt