Kritik zu Trash

© Universal Pictures

Drei Favela-Kinder aus Rio de Janeiro finden eine Geldbörse und geraten dadurch mitten in einen Konflikt um korrupte Politiker, Polizei und Mafia. Stephen Daldry (Billy Elliot) verbindet Rio-Flair mit einer Art »Fünf Freunde«-Geschichte

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Den Titel muss man erst mal wörtlich nehmen: Wahre Müllberge türmen sich am Rande von Rio de Janeiro, und mittendrin tummeln sich die Kids aus den Favelas auf der Suche nach Verwertbarem. Raphael ist einer von ihnen, heute ist sein Glückstag, denn er findet eine Brieftasche. Doch bald stellt sich heraus, dass nicht die Geldscheine darin das Wertvollste sind. Die Brieftasche katapultiert die Kinder, für die sich sonst niemand interessiert, schlagartig in den Fokus korrupter Politiker und ihrer Handlanger bei der Polizei. »Magst du Karussellfahrten?«, fragt einer der Cops und zwingt den Jungen in den Kofferraum, bevor er eine irre Rundfahrt beginnt. Doch statt einfach nur ihre eigene Haut zu retten, entschließen sich die Kids, der Sache auf den Grund zu gehen, in gewisser Weise wie eine Favela-Version der »Fünf Freunde«.

Von Billy Elliot über Extrem laut & unglaublich nah bis Trash hat Stephen Daldry immer wieder ein Herz für eigenwillige, starke Kinder und Jugendliche gezeigt, die sich gegen widrige Umstände durchsetzen müssen. Auch wenn er nun erstmals den englischen Sprachraum verlässt, bleibt ein bisschen Hollywood-Sentiment im Gepäck, denn ganz so rau und hart wie die Straßenkindergeschichten von lateinamerikanischen Regisseuren, etwa Fernando Mereilles (City of God), fühlt sich Trash nicht an. Eher schon lässt sich der Film mit Danny Boyles westlich verzaubertem Blick auf das Elend in Slumdog Millionaire vergleichen. Trash lebt vom Gespür für die Vibrationen des brasilianischen Alltags im Unterbauch von Rio, für das authentische Flair im Gewirr der Gassen, für die aus allen Nähten platzende Energie, zum Beispiel wenn die Kids in einem wahnwitzigen Parcours-Lauf über Straßen, Dächer und Bahnhöfe sprinten. Daldry beweist wieder ein gutes Händchen bei der Wahl der Kinderlaiendarsteller (Rickson Tevez, Gabriel Weinstein, Eduardo Luis), die eingeschleuste Stars wie Martin Sheen als Priester und Rooney Mara als seine Assistentin dann doch ziemlich blass aussehen lassen.

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