Kritik zu Thor: Love and Thunder

© Marvel Studios

In seinem vierten Solofilm – ein Rekord unter den Marvelhelden – trifft der Donnergott erneut auf seine alte Liebe Jane Foster  

Bewertung: 3
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 1)

Mit den jüngsten Marvel-Filmen mag es vielen Zuschauern genau so ergehen wie der Crew von »Guardians of the Galaxy« zu Beginn von »Love and Thunder«: Man ist da, weil man mitmachen wollte, aber dann fühlt man sich außen vor. Längst hat man den Überblick darüber verloren, wie alles zusammenhängt und in welcher timeline man sich befindet. Jeder Film ist weniger ein Ding an sich, als vielmehr eine – immer augenzwinkernde! – Ankündigung von etwas anderem. Dass in einer der »Post-Credit-Scenes« hier ein von »Ted Lassos« Brett Goldstein gespielter Hercules vom Sockel springt, hat zum Start fast mehr Schlagzeilen erzeugt als Chris Hemsworths in einer Szene kurz entblößtes Hinterteil. Soweit zu den Spoilern.

Der Gestus des Gelangweiltseins vom Superheldenmodus war schon Waititis erstem Thor-Film, »Ragnarok«, eingeschrieben. Damals gelang es dem umtriebigen Neuseeländer, dem Marvel-Universum eine Screwball-Comedy unterzujubeln. In »Love and Thunder« scheint ihm die Komödie aber nicht mehr genug. Sicher, es wird wieder ein humoristischer Ton angeschlagen: die »Guardians of the Galaxy«-Crew ist wie gesagt da, um nur blöd rumzustehen – wie witzig! Russell Crowe spricht als Zeus Englisch mit griechischem Akzent – wahnsinnig lustig! Und Thor und Jane Foster (Natalie Portman) – von Korg (Waititi) als Off-Erzähler mal als Jane Fonda, mal als Jodie Foster tituliert, hihi! – bekommen eine RomCom-Montage-Sequenz, was als Satire rüberkommt, aber eventuell nicht so gemeint ist. Es stellt sich heraus, dass Jane an Krebs im Endstadium leidet, und darüber macht selbst Waititi keine Scherze.

Eigentlich ist das nichts Schlechtes, wenn ein Film mittendrin den Ton wechselt. Fast wirkt es wie ein Ausprobieren, wenn »Love and Thunder« locker-flockig zwischen Tragödie, Liebesromanze, Heldensatire und Kinderfilm hin- und herwechselt. Eben noch hadert Christian Bale als Vater eines sterbenden Kindes mit den Göttern, dann finden Jane und Thor zu einem – im Superheldenkino raren – Kuss zusammen, dann wieder stolpert der feiste Zeus vom Wagen und irgendwo anders überkommt eine Horde Kinder ihre Ängste und konfrontiert das Monster. 

Aber »Love and Thunder« scheint sich dabei selbst nie genug zu sein. Dass Waititis spezifischer Humor nicht bei jedem zündet, ist das eine. Bedauerlicher scheint, dass gerade die romantischen und tragischen Momente als Kontrapunkt nicht wirklich tragen. Es liegt mal wieder nicht an den Schauspielern – Hemsworth scheint begierig darauf, mal mehr als den »Himbo« darzustellen, Natalie Portman ist mit einem berückend reifen Enthusiasmus bei der Sache und Tessa Thompson als Valkyrie unterstreicht mit coolem Understatement ihren Fan-Favorite-Status. Wenn nur das Drehbuch ein bisschen mehr Entwicklung zuließe! Dafür sind aber womöglich gar nicht die Autoren verantwortlich zu machen, sondern das Konzept des »Universums«, in dem eben jeder Film mit jedem kompatibel gehalten werden muss.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt