Kritik zu RR – Railroad

- kein Trailer -

2007
Original-Titel: 
RR
Filmstart in Deutschland: 
12.06.2008
L: 
112 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Die einen schwelgen, die anderen verlassen nach 15 Minuten entnervt den Saal. Dabei sind es doch nur Blicke auf Seen oder Wolkenformationen, die bei den einen großes Kinoglück, den anderen Langeweile und oft erstaunlich heftige Abwehr erregen

Bewertung: 5
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Keinerlei Sex oder Crime also: die Filme von James Benning, etwa die seiner »Kalifornischen Trilogie«, sind denkbar schlicht und einfach gebaut: aus gleichmäßig langen Einstellungen, gleichsam starre kommentarlose Blicke, die sorgsam ausgewählte Ansichten – meist Totalen – von Stadt- oder (scheinbaren) Naturlandschaften kadrieren. Es geschieht wenig, aber irgendetwas bestimmt, und sei es ein aufkommendes Lüftchen, das ein Stück Wasser in Unruhe bringt. Dabei hat der US-amerikanische Filmemacher und Althippie in den letzten Jahren filmische Strategien perfektioniert, die seine scheinbar abstrakten Werke durch raffinierte Tongestaltung und Montage mit Inhalten auflädt.

»RR« (für Railroad) ist im Prinzip nach dem gleichem Muster gestrickt, nur dass hier der filmische Rhythmus durch die Länge der durchs Bild ziehenden Eisenbahnzüge bestimmt wird. Es sind US-amerikanische Züge, also meist Gütertransporte, nur selten huscht auch mal ein Personenexpress durchs Bild. US-Güterzüge sind lang und auch langsam, Warentransportmonster mit bis zu vier Loks, die die Landschaft als fahrende Mauern durchschneiden. Und während in Europa die Bahn trotz Mehdorn als ökologisches Transportmittel fast vorbildlichen Ruf genießt, zielt Bennings Perspektive auf eine kapitalismus- und industriekritische Lesart, die er mit Tonzitaten aus der Johannes-Apokalypse und Woody Guthries »This Land Is Your Land« verdeutlicht. Doch die Montage aus Landschaftsidylle, gleichförmigen Waggonketten und kreischendem Stahl reißt auch ganz ohne Worte ein breites Assoziationspektrum zwischen Pufferküssertum und KZ-Transporten auf. Benning versteht sein Handwerk so gut, dass er aus dem begrenzten Inventar nicht nur Spannung, sondern auch einige magische Momente und echten Witz zaubern kann. Am Ende scheint ein Zug in einem Wald aus Windrädern steckenzubleiben. Das ist ein bisschen zu deutlich. Schön ist es trotzdem.

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