Kritik zu Once Upon a Time in Bethlehem

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Ein Weihnachtsfilm der anderen Art: die italienischen Komiker Ficarra und Picone haben die biblische Geschichte von der Geburt Christi als turbulente Zeitreise-Komödie in Szene gesetzt

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Jedes Jahr zur Weihnachtszeit tritt die Grausamkeit der Welt besonders deutlich zutage. Da ist das Kind, der unschuldige Gottessohn, auf Erden Fleisch geworden, um die Frohe Botschaft zu verkünden und die Menschheit zu erlösen. Die Krippenszene, Sinnbild familiären Friedens, ist eine der Symbolszenen des Christentums und von ganz besonderer Kraft. Doch ist dieser ideelle Kern des Festes der Nächstenliebe längst schon zum marginalisierten Motiv des sogenannten Weihnachtsgeschäftes degeneriert, einer Konsumrauschorgie, die mit falschen Versprechungen und noch falscheren Gefühlen den Konsument*innen das Geld aus den Taschen zieht, um Umsatz und immer noch mehr Umsatz zu generieren. Während die Not der Vertriebenen und Flüchtenden, die zugleich über die ständig wachsenden Flachbildschirme unter den Weihnachtsbäumen flimmert, zwar Spendengelder lukriert, aber kein Ende nimmt. In diesem Spannungsraum ist die etwas grobmotorische Fabel »Once Upon a Time in Bethlehem« angesiedelt.

Salvo ist ein leidenschaftlicher Dieb von Kirchenschätzen. Pater Valentino wiederum geht voll und ganz in den Vorbereitungen des bevorstehenden Krippenspiels auf. Als nun Salvo die Jesusfigur stiehlt, die eigentlich an Heiligabend in der Krippe liegen soll, jagt ihm der Pater aufgebracht hinterher. Hinein geht es in ein Schilfgebüsch am Wegesrand und auf der anderen Seite wieder heraus, allerdings liegt diese Seite dann im Palästina des Jahres Null. Dort ist gerade der Aufstand der Zeloten gegen die römischen Besatzer im Gange, und König Herodes schickt sich an, den bethlehemitischen Kindermord zu begehen. Es dauert nicht lange, da sehen sich die beiden Fremden »von sehr, sehr weit her«, die einander zudem spinnefeind sind, mannigfachen Bedrohungen ausgesetzt. Man will also schnellstens wieder zurück – was läge näher, als die Jungfrau Maria ausfindig zu machen, die bekanntlich justamente irgendwo in dieser Gegend gerade im Begriff steht, den Erlöser zu gebären, und sie um ein Wunder zu bitten? Äh, genau.

Ausgedacht haben sich diesen gloriosen Unfug, der jedoch das Herz am rechten Fleck hat, die Herren Salvatore Ficarra und Valentino Picone, beide Jahrgang 1971 und geboren in Palermo. Unter dem Namen Ficarra und Picone sind die beiden seit 1993 als Komikerduo aktiv und auf der Bühne, im Fernsehen sowie in Kinofilmen erfolgreich. In Italien kennt sie vermutlich jedes Kind, hiesigenorts mag es sich damit etwas anders verhalten. Doch ganz gleich, ob einem der auf heftigem Gestikulieren und Grimmassieren basierende Humor der zwei Sizilianer – die wie üblich für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnen und auch gleich noch die Hauptrollen übernommen haben – nun fremd oder vertraut ist: Die Verve, ja eigentlich unverschämte Insistenz, mit der Ficarra und Picone ihre Botschaft an den Mann und an die Frau bringen wollen, beeindruckt dann doch. Und diese Botschaft führt, wen wundert's, zurück zu den bescheidenen Anfängen der Geschichte, die gut auf mancherlei glamouröse Ausschmückung verzichten kann, nicht jedoch auf die Mitwirkung von Ochs und Esel in Gestalt zweier durchgeknallter Sizilianer.

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