Kritik zu The Loft

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Der Belgier Erik Van Looy porträtiert in seinem geschickt verschachtelten Thriller eine Welt des Geldes und der Privilegien

Bewertung: 3
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2 (Stimmen: 3)

Ein luxuriöses Loft hoch über den Dächern der Stadt, der Park einer herrschaftlichen Villa, ein modernistisches Einfamilienhaus und ein Luxushotel in Los Angeles. Schon die Schauplätze dieser Erzählung von Gier und Mord, Betrug und Intrigen beschwören eine eigene, gänzlich abgehobene Stimmung herauf. Wer sich an Orten wie diesen bewegt, lebt letztlich in einer Art von Blase, in der es nur noch um den Erhalt und den Ausbau der eigenen Macht geht.

Das war auch schon so vor sechs Jahren, als Van Looy diese Geschichte um fünf Freunde und eine Leiche zum ersten Mal in seinem Heimatland verfilmt hat. Nur wirkt das Sonnenlicht hier noch ein wenig strahlender. Und auch das Loft ist noch ein wenig schicker und moderner in diesem Hollywood-Remake. Das ist natürlich keineswegs ungewöhnlich für amerikanische Wiederverfilmungen europäischer Produktionen. Aber Van Looy nutzt die Konventionen der Traumfabrik ganz in seinem Sinne. The Loft ist eher Zuspitzung als Variation.

Allem Anschein nach war es das perfekte Arrangement, das der Architekt Vincent Stevens (Karl Urban) seinen vier Freunden Chris (James Marsden), Luke (Wentworth Miller), Marty (Eric Stonestreet) und Filip (Matthias Schoenaerts) vorgeschlagen hat. Jeder von ihnen hat einen Schlüssel und den Alarmcode zum Loft in Vincents neuestem Bauwerk erhalten. So hatten sie alle einen Ort, von dem ihre Ehefrauen nichts wussten. Eine ideale Situation für alle und zugleich der vollkommene Ausdruck ihres Lebens.

Doch eines Morgens finden sie die Leiche einer jungen Frau in ihrem Loft, angekettet an das in einem leicht erhöhten Bereich des Apartments stehende Bett. Die Bühne ihrer Indiskretionen als Spielstätte einer mörderischen Intrige. In diesem Moment bricht die Wirklichkeit mit aller Macht in dieses künstliche Paradies ein, das sich diese fünf Männer in dem Glauben geschaffen haben, sie kämen mit allem durch. Nun spielt es keine Rolle mehr, dass etwa der Psychiater Chris zunächst gezögert hatte und gar keinen Schlüssel wollte. Die Möglichkeit war verführerisch genug, und die Privilegien, die sie alle genießen, schaffen nun einmal Möglichkeiten.

Natürlich hat Van Looys Sicht der Dinge und der Welt etwas Polemisches. Unter den glatten, glitzernden Oberflächen seiner bis ins kleinste Detail perfekt designten Bilder schlummern genau die Abgründe, die man dort erwarten würde. Nur breitet er sie mit einer derartigen Konsequenz aus, dass diese Abrechnung mit den sogenannten Stützen der Gesellschaft einen beträchtlichen Sog entwickelt. Vincents zynisches Machtstreben, das vor nichts und niemandem haltmacht, ist eben genauso wie Lukes verdruckstes Mitläufertum und Martys absurde Allmachtsfantasie ein Symptom der Zeit.

Van Looy überhöht und verzerrt dabei nicht nur unsere alltägliche Realität. Er entlarvt letztlich auch die Hochglanzträume Hollywoods, die er so bereitwillig bedient. Schließlich ist es dessen Kino, das über Jahrzehnte hinweg eben die Fantasien befeuert hat, die Vincent und seine Freunde ausleben.

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