Kritik zu Es ist zu deinem Besten

© Studiocanal

Marc Rothemund hat mit Jürgen Vogel, Heiner Lauterbach und Hilmi Sözer das Remake eines spanischen Erfolgsfilms gedreht, der seine Inspiration wiederum vom französischen Hit »Monsieur Claude und seine Töchter« bezog

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Das Verhältnis zwischen Vätern und Töchtern ist nun mal ein besonderes. Der Versuch, dem Vater die Position des ersten Mannes im Leben der Tochter abspenstig zu machen, wurde im Kino schon oft mehr oder minder erfolgreich erzählt, nicht zuletzt in Philippe de Chauverons »Monsieur Claude und seine Töchter«. Marc Rothemunds »Es ist zu deinem Besten« ist nun das Remake der spanischen Erfolgskomödie »Es Por Tu Bien«, die 2017 ganze 1,8 Millionen Spanier amüsierte. 

In Deutschland nun müssen Heiner Lauterbach, Jürgen Vogel und Hilmi Sözer sich als Väter bewähren und gleichzeitig die ihnen verhassten Schwiegersöhne loswerden. Doch im Vergleich zu Monsieur Claude, der damit klarkommen musste, dass keine seiner drei Töchter einen »Biofranzosen« heiraten will, sind es hier lediglich Klassen-, Alters- und Stilunterschiede, mit denen die Väter konfrontiert werden. Wo sich der französische Film noch etwas traute und sehenden Auges in die Rassismusfalle lief, gibt es bei Rothemund nur wenig Erregungspotenzial. Im Gegenteil, der Ausflug in die Berliner Drogenszene ist derart harmlos, die Entrüstung bei dem Wort Joint so künstlich überzogen, dass man nur milde den Kopf schütteln kann. Natürlich leben solche Filme davon, mit Klischees zu spielen, aber ein wenig Mühe um eine zeitbewusste Darstellung kann man schon erwarten. 

Mit dem Klamauk übertreibt es Rothemund erfreulicherweise nicht. Er setzt einen schmollenden Heiner Lauterbach vor seine rosarote Villa am See, weil die Tochter den Paradeschwiegersohn, der wie Papa Anwalt ist und in dessen Kanzlei arbeitet, am Traualtar hat stehen lassen, um mit einem Möchtegernrevoluzzer durchzubrennen. Selbst wenn die Demos, die da inszeniert werden, schwer an die 70er Jahre erinnern und wenig von den gegenwärtigen Konflikten wissen, ist Jacob Matschenz' Alex eine Figur, die Komik und Ernsthaftigkeit gekonnt verbindet. Als Jürgen Vogel erkennt, dass seine Tochter mit einem seiner Schulkameraden liiert ist, bekommt er gleich einen seiner berühmten Wutanfälle und hebt die Fäuste am Ende seiner über und über tätowierten Arme. Und Hilmi Sözer wandelt sich von Teddy-Daddy zu einem bösartigen Patriarchen, um den Freund seiner Tochter von der Schule werfen zu lassen, weil beide ab und zu mal Marihuana rauchen.

In der Mitte des Films, wo Selbstzweifel und schlechtes Gewissen die »Superschwäger« zu kleinen Wichten werden lässt, wo sie ganz verzückt auf die Babys der Wöchnerinnenstation im Krankenhaus blicken und sich auf ihren Familiensinn besinnen, ist die Komödie dann dort angekommen, wo sie eigentlich hinwill – in der kleinbürgerlichen Moral. Während sich die Frauen schon lange mit ihrem Schicksal angefreundet haben, hampeln die Männer immer noch vor ihrem eigenen testosterongeschwängerten Spiegelbild herum. So erwartbar die Handlung verläuft, so treffend wird hier Männlichkeit aufs Korn genommen. Es ist allein den drei Hauptdarstellern zu verdanken, dass aus dem Wohlfühlfilm keine Klatschkomödie wurde.

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