Kritik zu A Big Bold Beautiful Journey

© Sony Pictures

Magischer Realismus trifft auf RomCom: Der koreanisch-amerikanische Independent-Regisseur Kogonada entwirft eine ungewöhnliche Reflexion über die Liebe

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Es mag eine Binsenweisheit sein, aber sie hat einen wahren Kern: Die meisten Liebesbeziehungen scheitern nicht am Gegenüber, sondern an den eigenen unaufgearbeiteten Traumata, Neurosen und Komplexen. Eine eher ungewöhnliche Lösung findet sich im neuen Film von Kogonada (der echte Name des Regisseurs ist bis heute unbekannt). Eine Autovermietung führt vermeintlich »beziehungsunfähige« Menschen zusammen, indem sie diese auf eine Reise gemäß dem Filmtitel schickt.

In eine solche geraten auch David (Colin Farrell) und Sarah (Margot Robbie), die sich auf einer Hochzeit kennengelernt haben. Das Mietwagennavi führt sie zu Türen, die nicht nur mitten im Nirgendwo stehen, sondern beim Betreten zu Knotenpunkten im Leben des Liebespaares in spe führen und damit zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auffordern.

Gänzlich unprätentiös und frei von Kitsch erzählt der in Südkorea geborene und in den USA aufgewachsene Regisseur, der früher als Filmkritiker und -essayist gearbeitet hat, die Geschichte dieser besonderen Kennlernphase – inklusive all der Aufs und Abs, die eine solche beinhaltet. Von der Bildgestaltung bis hin zur Musik von Joe Hisaishi, Stammkomponist von Hayao Miyazaki und Takeshi Kitano, ist alles von einer unaufgeregten Klarheit geprägt. Zugleich sprüht der Film vor Charme und Esprit – etwa wenn David einen Musicalauftritt seiner Highschool-Zeit nacherlebt. Und wer möchte, kann sich Gedanken darüber machen, inwieweit der Film das Verhältnis von Realität und Erinnerung reflektiert.

Zwischendurch schlägt der Film zwar auch wirklich düstere, sprich ernste Töne an. Gen Ende kommt dennoch alles so, wie man es in einem romantischen Plot erwartet. Doch umgeht der Film die ideologischen Fallstricke, die dies beinhalten könnte, indem er offenbart, dass auch die Neuzeit-Amors manchmal improvisieren müssen. Die große Liebe lässt sich eben nicht planen. Am Ende geht es darum, Glück zu haben, an sich zu arbeiten und bereit zu sein, das Risiko einzugehen, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Dies mag zwar auch eine Binsenweisheit sein. Dem Wahrheitsgehalt der Aussage wie dem warmen Gefühl im Brustbereich tut dies aber keinen Abbruch.

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