Apple TV+: »Slow Horses« Staffel 5

»Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb« (Staffel 5, 2025). © Apple TV+

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Ausgerechnet Roddy Ho! In vier Staffeln der britischen Serie »Slow Horses« war er von allen Geheimagenten, die in Ungnade gefallen und deshalb ins Slough House verbannt wurden, wo sie niedere Arbeiten verrichten mussten, derjenige, dem man als Zuschauer die wenigsten Sympathien entgegenbringen konnte, neigte er doch zu notorischer Selbstüberschätzung, von seinem unfreundlichen und herablassenden Verhalten gegenüber den Kollegen ganz abgesehen. Und nun tanzt er übermütig auf der Straße und erzählt seinen Kollegen, er sei verliebt. Über gutes Aussehen verfügt diese Tara in der Tat, aber könnte da etwas faul sein? Bezahlt Rody sie für ihre Gesellschaft? Oder bezahlt jemand anderer sie, um Roddy Geheimnisse zu entlocken? Als Computerexperte hat er ja durchaus einiges drauf und weiß sich auch immer wieder dort einzuhacken, wo er eigentlich nichts zu suchen hätte.

Spätestens als Slough House-Chef Jason Lamb verhindert, dass Roddy in seinem eigenen Haus von einem nächtlichen Eindringling ermordet wird, schrillen de Alarmglocken. Und, wie man Kenntnis des Genres schon ahnt, hängt das Ganze auch zusammen mit jenem Terroranschlag, den ein Mann noch vor dem Vorspann begann. Immer wieder taucht ein weißer Lieferwagen auf, bald wird klar, hier ist eine »Hit Squad« in London unterwegs, eine kleine Gruppe fanatischer Männer, die die Stadt mit Terrorakten überziehen – zu einem Zeitpunkt, an dem die Atmosphäre durch den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt sich zuspitzt, zwischen dem liberalen Amtsinhaber asiatischer Abstammung und seinem rechtspopulistischen Herausforderer.

Dass die Terroranschläge nicht willkürlich sind, sondern einem genau orchestrierten Szenario folgen, erkennt zuerst JK Coe, der jüngste Neuzugang im Slough House, ein äußerst wortkarger Mann, der etwas von einem Autisten hat – aber auch ein sehr gutes Gedächtnis. Er erkennt, dass die Terrorakte in ihrer Eskalation einem Szenario folgen, das der britische Geheimdienst einst selber entwickelt hat. Es diente dazu, eine Gesellschaftsordnung zu destabilisieren. Jetzt fungiert es als Racheplan. Dass Tara darin verwickelt ist, wird schnell klar, aber welche Rolle sie genau spielt, bleibt lange in der Schwebe. Wer die Buchvorlage kennt, darf sich am Ende über eine gelungene Veränderung freuen.

Mit der fünften Staffel hält die Serie weiterhin ihr konstant hohes Niveau, mit einem brillanten Gary Oldman, der als Jason Lamb bei allen anderen Figuren wie auch beim Zuschauer fortwährend ambivalente Gefühle hervorruft durch sein rüdes Auftreten einerseits und seine Kombinationsgabe andererseits. Währenddessen macht River Cartwright, zu Beginn der ersten Staffel als Protagonist eingeführt, diesmal mehrere schwere Fehler, die den Zuschauer daran zweifeln lassen, ob er wirklich so gut ist in seinem Beruf, wie er selber annimmt.

OV-Trailer

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