Kritik zu Die Rosenschlacht
Der Titel weckt nicht umsonst Assoziationen: Jay Roach hat mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch Danny DeVitos Klassiker »Der Rosenkrieg« einer Neubearbeitung unterzogen – und eine muntere Screwball-Comedy in der Tradition von Billy Wilder draus gemacht
Nach einer Flut von Filmen, die lediglich lauwarme Neuaufgüsse klassischer Kinoerfolge sind, kann man sich jetzt auf ein wirklich hinreißendes Reboot von Danny DeVitos »The War of the Roses« (Der Rosenkrieg) freuen. Der australische Drehbuchautor Tony McNamara (»The Favourite«, »Poor Things« und die TV-Serie »The Great«), der amerikanische Regisseur Jay Roach (»Meet the Fockers«, »Bombshell«, »Trumbo«) und die britischen Stars Olivia Colman und Benedict Cumberbatch vor der Kamera entwickeln eine funkensprühende Chemie. Mühelos gelingt es ihnen, die Vorlage von Warren Adler, Danny DeVito, Kathleen Turner und Michael Douglas unter dem subversiv dezenten Originaltitel »The Roses« auf ein ganz neues Level zu katapultieren. Aus dem Rosenkrieg von damals wird die Rosenschlacht von heute, unter Berücksichtigung wesentlicher Veränderungen in der Welt, sei es im Umgang der Geschlechter oder mit dem digitalen Fortschritt. Dabei ist »Die Rosenschlacht« zugleich einfühlsamer und härter, in echten Gefühlen verwurzelt und auf aberwitzige Weise satirisch überzogen, ein Screwball-Wechselbad der Gefühle und Leidenschaften, mit ein paar sehr realen Anregungen zur besseren Gestaltung von Beziehungen.
Nach vielen Ehejahren und zwei gemeinsamen Kindern begegnen sich Stararchitekt Theo Rose (Benedict Cumberbatch) und Chefköchin Ivy (Olivia Colman) noch immer voller Rücksicht und Respekt, Aufmerksamkeit und Liebe. Und doch sitzen sie eines Tages auf der Couch einer Paartherapeutin und haben Mühe, je zehn Dinge zu nennen, die sie am jeweils anderen schätzen: »Die Form ihres Kopfes«, meint Theo – »aus der Ferne«. Und: »Sie riecht angenehm« – »hin und wieder«. Sie kontert mit einer langen Liste unflätiger Schimpfwörter, die Theo ziemlich lustig findet, die Therapeutin aber zu der Aussage verleiten: »Ich glaube nicht, dass Sie die Fähigkeit haben, ihre Probleme zu lösen.« »Moment mal«, finden Theo und Rose, plötzlich wieder ganz einig: Geht so eine Kapitulation nicht gegen ihr Berufsethos?
Nach der Ouvertüre in der Praxis rekapituliert der Film die Beziehungsgeschichte des Paars, von der leidenschaftlichen ersten Begegnung in der Küche des Restaurants, in der sie feststellen, dass sie beide ihre kreativen Ansprüche engstirnigen Vorgesetzten opfern müssen (er die Begrünung der Hausfassaden, sie den Heidelbeerstaub auf dem Lachsforellen-Sashimi) – bis zum Scheidungskrieg mit handgreiflichen Gefechten. Nach dem Umzug von England nach Amerika ermuntert Theo seine Frau dazu, ihre kulinarischen Köstlichkeiten einer größeren Öffentlichkeit als nur den drei Mitgliedern ihrer Familie zu servieren. Während er ein spektakuläres Museum baut, eröffnet sie ein bescheidenes Krabbenrestaurant am Strand, das zunächst nicht so richtig läuft. Doch dann verschiebt sich die Erfolgsdynamik und mit ihr die Tektonik der Ehe: Ein verheerender Sturm bringt die kühne Konstruktion des Museums am Eröffnungstag spektakulär zum Einsturz, während schutzsuchende Massen in Ivys Restaurant gespült werden, darunter eine renommierte Foodkritikerin, die mit ihrer Eloge eine Erfolgslawine startet. Parallel zu seiner größten Demütigung tritt sie ihren Triumphzug an, und es stellt sich heraus, dass ein Mann doch recht schnell an die Grenzen seiner Großzügigkeit kommt, wenn er zu Hause mit Wäschebergen, Nissenkamm und Kochlöffel Kinder bändigen muss, während sie in der weiten Welt berufliche Erfolge feiert und in der Businessklasse Champagner trinkt: Die jahrhundertealten Muster sitzen tief.
Man kann es wirklich sagen: »Die Rosenschlacht« ist die Wiedergeburt der Screwball-Comedy im Geiste von Billy Wilder. Ein überbordend ausgelassener Spaß, in dem sich Olivia Colman und Benedict Cumberbatch (assistiert von hochkarätigen Komikern wie Kate McKinnon, Andy Samberg und Allison Janney) mit gewetzten Klingen ein lustvolles Hassliebe-Duell liefern. Ein Film, der immer zugleich liebevoll und bissig, einfühlsam und unerbittlich ist, sehr lustig, aber auch sehr nachdenklich, und dabei gekonnt zwischen britischem Understatement und amerikanischer Maßlosigkeit balanciert.
Kommentare
Remake oder Neuinterpretation
Ist es wirklich ein Remake des Films "Der Rosenkrieg" oder ist es eine Neuverfilmung des Romans?
Und wenn man die deutsche Version rezensiert: wie schlecht ist die Synchronfassung, wie unnötig weit weg vom Original?
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