Disney+: »Cruella«

© Walt Disney

Ein Faible für Schwarz-Weiß

Hundefreunde können aufatmen. Auch in »Cruella«, dem neuesten Bösewicht-Prequel aus dem Hause Disney, spielen Vierbeiner eine zentrale Rolle. Es sind nun keine 101, sondern drei Dalmatiner, die als scharf abgerichtete Jagd- und Wachhunde in den tragischen Vorfall verwickelt sind, der die kleine Estella im London der 60er Jahre zur Waise macht. Das rebellische Mädchen mit den schwarz-weißen Haaren war mit ihrer Mutter auf dem Weg in die Hauptstadt, wo sie fortan auf sich allein gestellt ist. Immerhin hat sie ihr aus einer Mülltonne gerettetes Hündchen Buddy an ihrer Seite – und findet schnell Anschluss bei zwei sich ebenfalls auf eigene Faust durchschlagenden Straßenjungen.

Einige Jahre später sichert sich die impulsive Estella (nun gespielt von Emma Stone) zusammen mit Jasper (Joel Fry) und Horace (Paul Walter Hauser) sowie dem cleveren einäugigen Handtaschenhündchen Wink als Taschendiebin und Trickbetrügerin ihren Lebensunterhalt, träumt aber eigentlich von einer Karriere als Designerin. Dank eines Jobs im Nobelkaufhaus Liberty fällt sie der reichen Modeschöpferin Baroness von Hellman (Emma Thompson) ins Auge. Doch was als fruchtbares Mentorinnenverhältnis beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung, denn von Hellman ist die Besitzerin der besagten Dalmatiner – und Estella entdeckt in ihrer Trauerarbeit die Rache als brauchbares Mittel für sich.

Schon mit »Maleficent« hatte man bei Disney realisiert, welch erzählerisches und vor allem kommerzielles Potenzial nicht nur in den Prinzessinnen des eigenen Archivs schlummert, sondern eben auch in deren Widersacherinnen. Nun zu erzählen, wie aus einem ambitionierten Mädchen namens Estella die kaltherzig-gemeine Cruella de Vil werden konnte, die später Hundebabys entführen wird, nur um sich aus ihrem gepunkteten Fell einen Mantel zu entwerfen, liegt nahe. Denn in der Reihe der Disney-Schurkinnen ist die Dame mit dem Schwarz-Weiß-Faible eine der ikonischsten, nicht zuletzt dank der genüsslich-fiesen Darstellung von Glenn Close in der Real-Verfilmung »101 Dalmatiner« von 1996 (samt Fortsetzung »102 Dalmatiner« von 2000).

»Cruella« wandelt nun auf einem schmalen Grat zwischen düsterer Origin-Story à la »Joker« und familienfreundlicher Unterhaltung, und dass Regisseur Craig Gillespie (»I, Tonya«) beides eher halbherzig verfolgt, ist für den Film ein größeres Problem als Emma Stones britischer Akzent. In der Folge finden seine Inszenierung und das von Dana Fox und Tony McNamara verfasste Skript nie einen überzeugenden Rhythmus.

Da wäre mehr drin gewesen, denn »Cruella« hat durchaus etwas zu bieten, sei es die wunderbare Emma Thompson oder die wirklich spektakulären, zwischen Punk und Glamour schwankenden Outfits von Kostümdesignerin Jenny Beavan. Und die Hündchen haben zum Glück auch ein paar schöne, meist CGI-unterstützte Auftritte.

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