Kritik zu Die Qual der Wahl

© Warner Bros.

Mit Komödianten wie Will Ferrell und Zach Galifianakis versucht sich Jay Roach an einer politischen Komödie, die die Absurditäten des US-amerikanischen Wahlkampfes offenlegen will

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Jay Roach, der mit Komödien wie Austin Powers und Meine Braut, ihr Vater und ich bekannt wurde, sich fürs Fernsehen aber bereits mit politischer Geschichte auseinandersetzte (»Game Change« über den Aufstieg von Sarah Palin und »Recount« über die Stimmauszählung 2000 in Florida), versucht in Die Qual der Wahl, diese beiden Ansätze zu verbinden und einen satirischen Kommentar zum USamerikanischen Wahlkampf zu schreiben. Aber wenn die politische Realität absurder scheint als ihre Fiktion, ist es schwer, mit einer politischen Komödie zu überzeugen. In Zeiten, in denen Hollywoodaltstars auf Parteitagen mit leeren Stühlen sprechen (Clint Eastwood), scheint es unmöglich, dem mit den Mitteln der Komödie noch etwas entgegenzusetzen.

Roach und sein Drehbuchautor Shawn Harwell wissen, wie ein Wahlkampf funktioniert, und führen ihn, in seine Einzelteile zerlegt, vor. Das ist mitunter unterhaltsam, aber eben nicht mehr: Der demokratische Abgeordnete Cam Brady (Will Ferrell), der eher mit seiner Frisur als mit Konzepten (seine erprobten Schlagworte sind »America, Jesus, Freedom«) besticht, steht zum fünften Mal in South Carolina »zur Wahl«. Doch mit einer schlüpfrigen Nachricht, die statt auf dem Anrufbeantworter seiner Gespielin zuerst auf dem einer christlichen Familie beim Abendgebet und dann in den Medien landet, unterminiert er seine Ambitionen. Zwei einflussreiche Milliardärsbrüder, die ihre eigene Agenda verfolgen (die Einrichtung von Sweatshops in South Carolina), werfen kurzerhand den ungeliebten Sohn eines ihrer Partner, Marty Huggins (Zach Galifianakis), ins Rennen.

Huggins, eher ungeeignet fürs politische Geschäft, wird nun den Umfragen entsprechend ummodelliert. So werden etwa seine geliebten Hündchen, als Möpse chinesischer Abstammung für wahlkampfuntauglich befunden, durch umfragesichere Golden Retrievers ersetzt, er selbst bekommt Stimmtraining, um sein weibliches Timbre durch einen männlich sicheren Bass zu ersetzen. Am Ende trennen die beiden Opponenten immer nur ein paar Punkte . . . Das alles klingt zu real, um noch komisch zu sein. Und so ist vielleicht gerade die Stärke von Die Qual der Wahl gleichzeitig seine Schwäche – dass er zu nah an der Realität des US-Wahlkampfes bleibt.

Auch Glenn (John Lithgow) und Wade Motch (Dan Akroyd), die beiden Milliardärbrüder, die hier den Ausgang der Wahlen bestimmen, haben in der Realität ihre Entsprechung. Mit ihnen scheint Roach die Koch-Brüder ins Zielrohr zu nehmen, die seit vielen Jahren Ziele und Ideen des rechten Flügels der Republikanischen Partei unterstützen. Leider lassen die Motch-Brüder im Film eher an Neil Simons »Seltsames Paar« oder die Duke-Brüder aus Die Glücksritter denken, als an ihre weitaus gefährlicheren, weil realen Avatars. Aber vielleicht stößt die Komödie als Form genau hier an die Grenzen? Vor allem wenn weder sie noch die Realität, die sie mit Mitteln der Komik zu entlarven versucht, wirklich »funny« sind. Die Realität des politischen Alltags in den USA ist das sowieso schon lange nicht mehr.

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