Kritik zu Ein Mann namens Otto

© Sony Pictures

In der schwedischen Bestsellerverfilmung hieß er noch Ove, im Remake nun spielt Tom Hanks den Griesgram Otto, der seine Nachbarn hasst, aber nicht unbedingt für immer und alle Zeit

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Er hat den Kopf schon in der Schlinge, als vor dem Haus ein Getümmel vernehmbar wird: Ein Auto rangiert in der kleinen Siedlung, in der das Autofahren doch strengstens verboten ist! Dieser skandalöse Regelverstoß erfordert Ottos sofortiges Eingreifen, und wenn es das Letzte wäre, was er hienieden tut, auf Erden, wo ihm das Leben seit dem Tod seiner Frau ohnehin vergällt ist. Also weg mit dem Strick und hinaus geeilt, um die Störenfriede zur Ordnung zu rufen! So trifft Otto auf Marisol und ihre Familie, neue Nachbarn, die soeben lautstark ins Haus gegenüber einziehen – vorbei ist es mit der Ruhe, die der Menschenfeind in der Zurückweisung der Welt zu finden vermeinte.

Vor ein paar Jahren hat Tom Hanks in »Der wunderbare Mr. Rogers« (Marielle Heller, 2019) den bedingungslos einfühl­samen Titelhelden verkörpert, Fred McFeely Rogers (1928‒2003), eine Institution des US-amerikanischen Kinderfernsehens, dessen Sendung »Mister Rogers' Neighbourhood« mit dem Song »Won't you be my neighbour?« begann, einer freundlichen Aufforderung zur Geselligkeit. In Marc Forsters »Ein Mann namens Otto« lässt Hanks nun sozusagen die Gegenfigur folgen: Otto ist der Albtraum einer jeden Nachbarschaft, ein griesgrämiger Blockwart und Korinthenkacker, der Falschparker denunziert, auf Ordnung und Sauberkeit pocht, keinerlei Humor hat und Empathie noch nicht mal vom Hörensagen kennt. So sieht es aus, zunächst, doch wenn eine unsympathische Figur von einem grundsympathischen Schauspieler verkörpert wird, ist damit zu rechnen, dass es für dieses Verhalten eine Erklärung geben und selbige uns im weiteren Verlauf geliefert werden wird.

Regisseur Forster adaptiert hier den 2012 erschienenen schwedischen Bestsellerroman »En man som heter Ove« von Fredrik Backman, der 2015 bereits mit großem Erfolg von Hannes Holm mit Rolf Lassgård in der Rolle Oves verfilmt worden ist. Wie seinerzeit Lassgård für Ove ist Hanks für Otto die Idealbesetzung; beherrscht Hanks doch die hohe Kunst, größtmögliche unspektakuläre Normalität mit größtmöglicher charakterlicher Komplexität zu verbinden, ohne dass das störend auffällt. So gelingt es ihm denn mühelos, diesen Stinkstiefel glaubwürdig und mit durchaus komischem Effekt mit einer ruppigen Warmherzigkeit auszustatten, die nicht nur Marisols zwei kleine Töchter für ihn einnimmt.

Freilich kann auch Tom Hanks fein gearbeitetes, verständnisvolles Porträt nichts daran ändern, dass das Ausgangsmaterial keine Weltliteratur ist. Der melodramatische Kern der Geschichte – das Schicksal von Oves verstorbener Frau und die Niedertracht von Anzugträgern im Umgang mit Schwachen – eignet sich hervorragend als Andockstelle für hollywoodtypische Rührseligkeiten. Nichtsdestotrotz bleiben die Beteiligten stur wie Otto dem Boden verhaftet und geben den kleinen Gesten und normalgroßen Gefühlen den Vorzug gegenüber Kitsch, Schmalz und Firlefanz. Der Bedeutung des Themas ist das sehr angemessen: Auf gute Nachbarschaft!

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich kannte den schwedischen Film "Ein Mann namens Ove" und auch das Buch dazu. "Ein Mann namens Otto" fällt dagegen sehr ab. Ich wär fast in der Mitte des Films aus dem Kinosaal rausgegangen...

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