Kritik zu Leberkäsjunkie

© Constantin Film

Auch in der mittlerweile sechsten Adaption der Provinzkrimis um den ­Gesetzes­hüter Franz Eberhofer wird dem bayerischen Humor als gleichsam rituelle Handlung Hommage erwiesen

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Erwachsen soll er endlich werden, der Eberhofer Franz. Das finden die Spezln, die werktagsnachts keine alkoholbefeuerten Luftgitarrenwettbewerbe mehr mit ihm bestreiten wollen, schließlich müssen sie am anderen Morgen früh raus. Das findet der Arzt, der nach einem Schwächeanfall des tüchtigen Kriminalers gefährlich hohe Cholesterinwerte feststellt, die sehr wahrscheinlich dessen Faible für Leberkässemmeln sowie bayerische Schmankerl in großen Mengen zuzuschreiben sind. Das findet vor allem aber die Susi, die mit dem Franz zusammen »die Eltern vom Paul« bildet. Auf diesen Begriff hatten die beiden sich geeinigt, als ein gemeinsames Familienleben sich als wenig praktikabel erwies; klar, dass daran der Franz schuld war. Irgendwann zwischen »Sauerkrautkoma«, der mit Pauls Geburt endete, und »Leberkäsjunkie«, der auf dessen ersten Geburtstag zusteuert, muss das gewesen sein. Allzu viel Zeit ist also nicht vergangen in Niederkaltenkirchen, wo die nicht nur in Bayern erfolgreichen Provinzkrimis rund um den Eberhofer und die Seinen angesiedelt sind, die Rita Falk seit 2010 schreibt, und die Ed Herzog seit 2013 mit einem mittlerweile blind aufeinander eingespielten Team verfilmt.

Zum Stammpersonal gehören neben Sebastian Bezzel als Dorfsheriff und Lisa Maria Potthoff als Susi auch Simon Schwarz als Eberhofers Busenfreund Rudi Birkenberger sowie die bayerischen Kabarettgrößen Eisi Gulp und Sigi Zimmerschied in den wichtigen Nebenrollen von Eberhofers Kiffervater respektive Vorgesetztem.

»Leberkäsjunkie«, der nunmehr sechsten Adaption der Reihe, merkt man die Routine der Macher vor und hinter der Kamera nicht als gelangweiltes Abhaken bekannter Standardsituationen an, sondern in Form immer wieder neuer und immer gewagterer Interpretationen ebendieser. Als da wären das Zweckentfremden des örtlichen Kreisverkehrs, das exzessiv-enthemmte Verhalten auf dem Volksfest, die familiär-dramatische Auseinandersetzung am Küchentisch. Nicht zu vergessen der möglichst hemdsärmelig konstruierte und sodann aus dem Handgelenk gelöste Kriminalfall, anhand dessen sich das unheilige Treiben auf dem Land demonstrieren lässt.

Freilich schaut sich das mitunter an wie ein einziger langer Insiderwitz, doch hat man sich erst mal eingegroovt, steht dem Amüsement nichts mehr im Wege. Vergleichbar nämlich der vor vielen Jahren im kleinen Nachbarland unter Federführung von Peter Patzak entstandenen großen Nonsens-Polizeiserie »Kottan ermittelt« folgen auch die Eberhofer-Filme zuvörderst dem Primat des abstrusen Einfalls und der seltsamen Idee. Narrative Stringenz ist dazu da, um Unfug mit ihr zu treiben, und Jux und Dollerei sowie blöde Witze sind immer und unter allen Umständen der Logik und der Ordnung vorzuziehen. Dabei trifft »Leberkäsjunkie« als selbstironische Satire auf die etwas spezielleren Verhältnisse in der süddeutschen Provinz voll ins Schwarze. Dorthin, wo herrscht, was der ungezügelte bayerische Humor zu entfesseln in der Lage ist: Chaos und Anarchie.

Meinung zum Thema

Kommentare

Der bislang schlechteste Film dieser Reihe.

Erschütternd, dass sich gute Schauspieler für derartigen Klamauk hergeben. Die ersten Filme waren wirklich noch unterhaltend, aber jetzt ist "die Luft raus". Und mit Kottan ist das ganz gewiß nicht zu vergleichen.

Für den nächsten Film muss sich die Filmcrew unbedingt was einfallen lassen, um auch weiterhin die Kinobesucher anzuziehen. Leberkäsjunkie war der schlechteste Teil der Reihe. Nichts neues, überraschendes, fetziges...alles schon mal dagesessen. Sehr schade.

Für den nächsten Film muss sich die Filmcrew unbedingt was einfallen lassen, um auch weiterhin die Kinobesucher anzuziehen. Leberkäsjunkie war der schlechteste Teil der Reihe. Nichts neues, überraschendes, fetziges...alles schon mal da gewesen. Sehr schade. Wobei es an den Darstellern nicht lag. Die müssen nur umsetzen, was das Drehbuch ihnen vorgibt.

Der Beste der Serie !!!

Auch ich war ein wenig enttäuscht. Das Sauerkrautkoma war um etliches besser. Beim nächsten Mal muß wieder mehr Spass dabei sein.

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