»On the Wild Side – Gegen die weltweite Jagd«

© Mindjazz Pictures

2019
Original-Titel: 
On the Wild Side
Heimkinostart: 
26.02.2021
L: 
90 Min
FSK: 
Ohne Angabe
S (OV): 
Mehr Respekt wagen!

Von einem Film, dem sein deutscher ­Verleih den Untertitel »Gegen die Weltweite Jagd« verpasst hat, kann man nicht erwarten, dass er sein Thema von allen erdenklichen Seiten her angeht und auch den Argumenten von Jagdbefürwortern breiteren Raum gibt. Dabei gäbe es diese Argumente möglicherweise sogar: Die Lobbyverbände sprechen von »Bestandsregulierung von Wildtierpopulationen«, von »Reduktion von Wildschäden an Nutzpflanzen« sowie von der »Eindämmung von Tierseuchen« als positiven Effekten der waidmännischen Mordlust.

»On the Wild Side« von Giacomo Giorgi hält sich mit dergleichen Argumenten gar nicht erst auf. Vielmehr richtet er seinen Blick von einem grundsätzlich empathischen Standpunkt aus auf das gejagte Tier und fragt: Wieso überhaupt kommt ein Mensch heutigentags noch auf die Idee, dass er sich das Recht nehmen kann, einem Lebewesen der Wildnis das Lebenslicht auszublasen? Die Viecher, die in stetig abnehmender Zahl herumkreuchen und -fleuchen, aus der Perspektive des Films werden sie nicht wahrgenommen als »Beute«, sondern als (Mit-)Geschöpfe, die diesen Planeten mit dem gleichen Recht bewohnen wie der Mensch.

Dementsprechend ist die Haltung des Filmemachers und seiner Mitstreiter demütig, jedoch keineswegs sentimental. Nicht die romantisch verklärte Sehnsucht nach der verlorenen Naturverbundenheit motiviert die Dokumentation, sondern die simple Frage nach dem Respekt vor der Kreatur, weitergehend vor deren Lebensraum und Lebensrecht. Dabei wird um die Agenda von »On the Wild Side« kein Geheimnis gemacht; sowohl Regisseur Giorgi als auch Produzentin Raffaella Tolicetti sind seit 2010 bei der von Ex-Greenpeace-Mitglied Paul Watson gegründeten Sea Shepherd Conservation Society aktiv. Einer Umweltorganisation mit Schwerpunkt Meeresflora und -fauna, die sich im Rahmen ihrer Missionen durchaus handgreiflicher und nicht immer legaler Mittel bedient.

»On the Wild Side« ist ein Film mit Auftrag, er will aufklären, ein Bewusstsein schaffen, etwas verändern. Und das gelingt ihm auch. Rund um den Globus sammelt Giorgi Zeugnisse des mörderischen Treibens namens Jagd und spricht mit Gleichgesinnten, die es zu verhindern suchen: von der Staatsanwältin in Südafrika, die für die Wilderei auf Nashörner zuständig ist, bis zu jenen Aktivist:innen, die im Mittelmeerraum die den Singvögeln – sie werden als Delikatesse gehandelt – gestellten Fallen zerstören.

Die Informationsdichte ist hoch, das Tempo nicht minder, die Bilder sind, das liegt in der Natur der Sache, nicht immer leicht verträglich. Nicht nur weil es Menschen, die sich mit Jägern anlegen, mit bewaffneten Gewaltbereiten zu tun bekommen. Das schlimmste Elend aber bleibt dem geneigten Publikum zumeist erspart und die Kamera auf Distanz, gerade so, als solle dem erjagten Tier im Tod wenigstens ein Rest Würde gewährt werden.

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