Streaming-Tipp: »Outlander« Staffel 5

»Outlander« (Staffel 5, 2020). © Starz

»Outlander« (Staffel 5, 2020). © Starz

Frauen und Abenteuer

Mal eben mittels kosmischen Hexenwerks zwanzig Jahre lang verschwunden, dann, kuckuck, wieder da. Mit entwaffnender Nonchalance wird in »Outlander« jede Aufklärung darüber vermieden, wie die Zeitreisen eigentlich möglich sind, bei denen ein wie Menhir anmutender Felsen quasi als Aufzug zwischen heute und damals dient. In der Handlung interessiert sich auch niemand ernstlich dafür. Die wenigen Menschen im 18. Jahrhundert, die wissen, dass Claire aus der Zukunft kommt (ursprünglich aus dem Jahr 1945), fragen sie so gut wie nie, wie es da so zugeht. Nach Claires Rückkehr aus dem Jahre 1970 ins Jahr 1770 regt sich Schotte Jamie, Claires große Liebe, mal kurz über die unziemlichen Bikinifotos seiner Tochter Brianna auf – und damit hat es sich. 

Der größte Logikfehler der Saga ist wohl, dass die gebildete Claire zwar über kommende Kriege bestens Bescheid weiß, aber, statt sie weiträumig zu umgehen, zielstrebig hineinsteuert. So war in den ersten Staffeln Claires und Jamies vergeblicher Versuch, die große schottische Katastrophe – die Schlacht von Culloden – zu verhindern, das übergreifende Handlungsmotiv. In der vierten und fünften Staffel laufen die Ereignisse auf den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu. Nebenbei: Warum empört sich Claire aus der Höhe ihrer Aufgeklärtheit zwar über die Sklaverei, aber nicht über die Behandlung der Indianer?

Doch alles Räsonieren ist zwecklos. Trotz des gesteigerten Trashfaktors besonders in der dritten Staffel zieht einen die eskapistische Saga in Bann. Das liegt einesteils am filmischen Handwerk, denn Kulissen und Kostüme sind ebenso erstklassig wie Kameraarbeit und Musik. Das Timing ist trotz des permanenten inhaltlichen Hakenschlagens nie hektisch, turbulente Ereignisse werden immer wieder durch schwelgerisch lange Einstellungen getaktet. 

Keine Folge kommt ohne die inzwischen legendären Softporno-Momente aus, aber auch nicht ohne mindestens eine blutrünstige Szene. Bei der im Detail vermittelten Zeitgeschichte von unten, etwa bei der Besiedelung Virginias, zeigt die Serie anschaulich, wie Menschen händisch Dinge tun: schmieden, drucken, Blockhäuser bauen, primitive Operationen durchführen, Ziegen füttern. Insbesondere die Heldin – die herbschöne, 1,80m große Caitriona Balfe –, ist mit ihrer Attitüde »Ich bin Heilerin, lasst mich durch« eine selbstbewusst kantige Macherin. Neben der Überfrau werden Dutzende interessante Männercharaktere präsentiert. Die Autorin der Vorlagen, Diana Gabaldon, folgt hier wie einst Anne Golon, die mit »Angélique« eine vergleichbar erfolgreiche Romanreihe verfasste, dem Motto: Es darf nur eine geben. Claire ist die einzige Frau mit Format; Selbst Brianna, die es ebenfalls in die Vergangenheit zieht, wirkt stets wie ein launischer Teenager. Und dann ist da noch Jamie, blauäugig und kernig, Objekt der Begierde beider Geschlechter, doch in unkaputtbarer Liebe seiner anstrengenden »Sassenach« verfallen. Es ist kein Hexenwerk, dass diese Serie so beliebt ist.

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