DVD-Tipp: »Mein etwas anderer Florida Sommer«

© Ascot Elite

2019
Original-Titel: 
Days of the Bagnold Summer
Heimkinostart: 
16.10.2020
Sch: 
L: 
86 Min
FSK: 
12
Sommer in England

Lange, dunkle strähnige Haare, ein schlaksiger Körper mit hängenden Schultern und ein resignierter Blick aus wasserblauen Augen: Daniel Bagnold steckt mitten in der Hölle der Spätpubertät, gespielt wird er von Earl Cave, dem man die Abstammung von dem Musiker Nick Cave ansieht. Nachdem Daniels Vater seine vielversprechende Sommerferieneinladung nach Florida zurückgezogen hat, steht er vor ereignislosen Sommerwochen mit seiner alleinerziehenden Mutter, einer blassen, scheuen Bibliothekarin (Monica Dolan) in der britischen Provinz. Ein Sommer, in dem er auch ohne größere Abenteuer aus dem Kokon der Kindheit schlüpfen wird müssen, tendenziell ohne sich zum Schmetterling zu wandeln.

»Mein etwas anderer Florida Sommer«, im Original »Days of the Bagnold Summer«, nach dem Familiennamen von Mutter und Sohn, hat keine weltbewegenden Dinge zu erzählen, lebt aber von der Genauigkeit der Beobachtung alltäglicher Demütigungen und bewegt sich dabei auf einem schmalen Grat zwischen Zärtlichkeit und Bloßstellung, zwischen Schmunzeln und Fremdschämen. Er speist sich zu gleichen Teilen aus den Erfahrungen, die John Winterhart in seine Graphic-Novel-Vorlage fließen ließ, und aus den Erfahrungen, die Regiedebütant Simon Bird von 2008 bis 2010 als Darsteller einer der vier Inbetweeners in der gleichnamigen Sitcom und den beiden »Sex on the Beach«-Folgefilmen mitbringt.

Den bewusst kargen Stil der Vorlage führt Bird in sparsam möblierte Einstellungen über, in denen nichts von den scheuen Gefühlen der Bewohner ablenkt. Zwischendrin stehen auch der Pubertist Daniel und seine schon lang alleinlebende Mutter, und beide bahnen sich im Verlauf der Ereignisse zarte Durchbrüche in einen neuen, weniger einsamen Lebensabschnitt. Intoniert wird das verzögerte Erwachsenwerden von der wütenden Aggression der Heavy-Metal-Bands, die Daniel Bagnolds gebändigter Wut ein Ventil verschaffen, und von den zarten Sprechgesängen des schottischen Indie-Pop-Duos Belle and Sebastian, die schon Jason Reitmans »Juno« durch die Entscheidungsphase ihrer Teenagerschwangerschaft getragen haben.

 

 

 

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