Gerhard Midding
Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat).
Filmkritiken von Gerhard Midding
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Nach Jahren des Rechtsstreits kommen nun endlich Sydney Pollacks Aufnahmen des legendären Gospel-Konzerts von Aretha Franklin in die Kinos. Alan Elliott hat daraus ein mitreißendes Dokument musikalischer und religiöser Verzückung montiert, in dessen Verlauf die Sängerin und ihr Publikum (darunter Mick Jagger und Charlie Watts) immer furioser verschmelzen
Das Regieduo Eric Toledano und Olivier Nakache sind seit »Ziemlich beste Freunde« als Meister der hintergründigen Gesellschaftskomödie bekannt. Ihr neuer Film zeigt, dass ihr Blockbuster nur ein Probelauf war: In Gesellschaft ihrer Figuren empfindet man ein Hochgefühl, das so belastbar ist, dass man es auch ins wahre Leben mitnehmen kann
Ein 85-jähriger Dichter und ein zielloser Jugendlicher lernen, sich gegenseitig zu helfen. Francesco Bruni dirigiert ein gut aufgelegtes Figurenensemble in einem wunderbaren Film über Altern, Lernen und Erziehung: »Alles was du willst«
Die verwitwete Polizistin Yvonne (Adèle Haenel) stellt fest, dass ihr Mann nicht der heldenhafte Gesetzeshüter war, für den ihn alle Welt hielt. Ihre Wiedergutmachungsversuche inszeniert Pierre Salvadori mit klugem Irrwitz
Ein raffinierter Thriller, der diverse Register zwischen Komödie und Katastrophenfilm zieht. Das verhängnisvolle Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Familien ist zugleich lesbar als Miniatur der südkoreanischen Gesellschaft
Eine risikoreiche Raumfahrtmission, die zugleich von einer Vatersuche erzählt, die mit dem Durchtrennen der Nabelschnur endet: James Grays erste Eskapade ins Science-Fiction-Genre ist ein intimes Epos, das spektakuläre Schauwerte und Seelenerforschung schillernd verknüpft. Bad Pitt spielt einnehmend den anfangs stressfreien Astronauten, der in der Weite des Alls nach Erkenntnis sucht. Tommy Lee Jones, Ruth Negga und Donald Sutherland leisten charismatische Unterstützung
Drei Jahre nach dem Terroranschlag auf das Pariser Bataclan spiegelt Mikhael Hers in seinem sommerlichen Melodram die Verletzbarkeit der Städte und ihrer Bewohner – mit wunderbaren Darstellern und hingebungsvoller Detailgenauigkeit
Richard Levines Tragikomödie »Submission« über die erotischen und intellektuellen Anfechtungen eines Literaturdozenten mutet im Licht der #MeToo-Debatte fast fahrlässig nostalgisch an. Die Darsteller (Stanley Tucci, Kyra Sedgwick und die Entdeckung Addison Timlin) schlagen sich wacker, und die Schlusspointe ist hübsch
Ein Schlaganfall rüttelt den Generaldirektor eines Autokonzerns (Fabrice Luchini) wach. Mit Hilfe einer Logopädin (Leila Bekhti) gibt er seiner Existenz eine neue Richtung. Hervé Mimran inszeniert dies als einen heiteren Parcours der Läuterung. Ein Wohlfühlfilm, gewiss. Aber einer, der Neugier für seine Figuren entwickelt
Drei Fabrikarbeiterinnen geraten dank einer bizarren Fügung an eine Tasche voll Geld. Alsbald sind ihnen Drogenhändler und ein undurchsichtiger Polizist auf den Fersen. Allan Mauduit jagt seine Hauptdarstellerinnen (Cécile de France, Yolande Moreau und Audrey Lamy) von einer Bredouille in die nächste und lässt ihnen wenig Raum, ihr komödiantisches Talent zu entfalten



