Kritik zu Uns geht es gut

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Fünf Figuren suchen eine Geschichte. Im Spielfilmdebüt von Henri Steinmetz hängt eine Handvoll junger Leute im Leben herum. Einen Hauch von Dynamik bringen die Inszenierung und Hauptdarsteller Franz Rogowski in die Sache

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3 (Stimmen: 1)

Die Ziellosigkeit ist hier so etwas wie das Programm. Fünf Mittzwanziger laufen durch diesen Film, ohne irgendwie erkennbares Ziel; sie hängen oder stehen herum. Tubbie (Franz Rogowski, den man aus »Victoria« noch in guter Erinnerung hat) ist der Anführer der Truppe, die aus Tim (Jonas Dassler), Jojo (Emanuel Schiller), Birdie (Jordan Elliot Dwyer) und Marie (Maresi Riegner) besteht. Marie ist Tubbies Freundin, die Gruppe seine »Familie«, wie er einmal sagt.

Am Anfang streunen sie durch den Wald, später suchen sie ein Restaurant auf. Die Orte sind vage in diesem Film, die Stätten und die Stadt, in denen er spielt, nicht benannt. Es gibt ein absurdes Geplänkel mit dem Kellner um das Angebot des Restaurants, später begibt sich Tubbie an die Theke, um zwei Flaschen Champagner zu ordern. Was ihm nicht gelingt, als der Barmann fragt, ob er Geld hat. Überhaupt scheint Geld so etwas wie der minimale rote Faden dieses Films zu sein, der mehr Konzept ist, als dass er eine Geschichte erzählt. Henri Steinmetz, dessen Kinodebüt dieser Film ist, hat sein Werk in Episoden gegliedert, die mit einem Zwischentitel beginnen. »Tubbie bringt Marie zum Lachen, sucht sein Geld und gibt eine Bestellung auf«, heißt es zu Beginn. Das klingt nach einem Stummfilm, könnte aber auch auf einen Schelmen- oder Bildungsroman anspielen. Mit Entwicklung ist da allerdings nicht viel.

Die fünf streunen herum, sie leben in den Tag hinein, halten sich in einem verfallenen Hotel auf, steigen in eine mondäne Villa ein. Wenn es schon keine Psychologie gibt (außer vielleicht bei Tubbie), dann doch eine Gruppendynamik. Einmal bekommt Tubbie durch einen transparenten Spiegel mit, wie Tim und Marie sich näherkommen – nun kommt doch eine bescheidene Portion Eifersucht in diesen ganz und gar emotionslosen Film, dessen Dialoge sich meist in Belanglosigkeiten gefallen. »Uns geht es gut.« – »Dann können wir ja jetzt gehen.« – »O.K., lass uns gehen.« Als Drehbuchautor ist übrigens ein Alan Smithee genannt. Hinter dieses Pseu­donym flüchteten sich in Hollywood Autoren, wenn ihnen das fertige Werk zu peinlich war. Ganz einfach kann auch die Produktionsgeschichte dieses Films nicht gewesen sein.

Im Mittelteil nimmt der Film etwas Fahrt auf. Die vier crashen in einen Empfang, irgendwo in einem Keller, in dem eine Ärztin zwei Blondinen Botox spritzt: »Man sagt, das Botox bringt ein kleines bisschen Glück.« Der Empfang ist arrangiert wie eine Fotografie, mit stillstehenden Gästen, zwischen denen sich die fünf bewegen. Das hat einen schönen surrealen Touch und unterstreicht noch einmal die Außenseiterrolle der Gruppe. Aber das hat man längst schon verstanden.

Das totale Fixiertsein dieser Gruppe auf sich selbst erinnert ein bisschen an »The Dreamers« – um den Vergleich hoch zu hängen. Am Ende wird Tubbie seine Eifersucht in einem Gewaltausbruch abreagieren. Das könnte vielleicht, noch höher gehängt, eine Anspielung auf »Clockwork Orange« sein. Man spürt durchaus den Stilwillen dieses Projekts, das sich zu keinem Ganzen fügt.

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