Kritik zu Selbst ist die Braut

© Walt Disney

2009
Original-Titel: 
The Proposal
Filmstart in Deutschland: 
30.07.2009
L: 
108 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Und noch ein Hochzeitsfilm: Sandra Bullock als Powerfrau zwingt ihren Assistenten zum Jawort, zunächst ganz ohne Hintergedanken, denn sie will nur an die Green Card herankommen. Aber wer das Genre kennt, weiß mehr

Bewertung: 3
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In »Ein Chef zum Verlieben« spielte Sandra Bullock eine idealistisch-ungeschminkte Anwältin, die alle Launen ihres Chefs mitmacht und mit einem Happy End à la »Kaktusblüte« belohnt wird. In ihrem neuen Film, in dem sie als Chefin ihren Angestellten freit, scheinen schlicht die Rollen vertauscht. Leicht ist es aber nicht, diese Formel umzudrehen. Doch gerade die Stellen, an denen es hakt, machen den Reiz dieser ansonsten bis in den Abspann vorhersehbaren Komödie aus.

Dass die Braut gut ein Dutzend Jahre älter ist als ihr Untergebener und Bräutigam, dürfte eine Premiere im Lustspielgenre darstellen, zumal in der Art, wie damit umgegangen wird: der Altersunterschied wird nämlich – bis auf eine beiläufige Bemerkung – königlich ignoriert. Andererseits ist Verlagslektorin Margaret eben kein sorgloser Lebensgenusstyp wie Hugh Grant im Vorgängerfilm, sondern erfüllt das filmische Klischee der Karrierefrau, deren Effizienz als verbissene Zickigkeit daherkommt. »Hexe« tituliert ihr leidgeprüfter Assistent Andrew sie im internen Netzverkehr, und wenn sie im tadellosen Kostüm anrauscht, verfallen die gemütlich ratschenden Büromäuse in Halbachtstellung. Das Drehbuch will es, dass die sonst so organisierte Kanadierin Margaret es versäumt hat, sich um ihre Green Card zu kümmern und des Landes verwiesen werden soll. Andrew sieht sich überfallartig als ihr Verlobter präsentiert – ein Arrangement, das mit gegenseitigen kleinen Erpressungen untermauert wird.

Oft wird beklagt, dass Sandra Bullock, Dauerfavoritin des weiblichen Publikums, nur in doofen Filmen auftritt. Tatsächlich aber sind diese die Voraussetzung dafür, dass der Sandra-Bullock-Effekt überhaupt eintritt. In fein ziselierten Beziehungsdramen wie etwa »Die Vorahnung« bleibt sie austauschbar, doch filmisches Fast Food wie »Mrs. Undercover« bekommt durch ihren Charakter, eine starke Mischung aus armem Hascherl und zähem Brocken, erst Geschmack.

Auch diesmal gibt Sandra Bullock mit kratzbürstiger Doris-Day-Attitüde ein Heimspiel. Im Rahmen dessen, was in einer romantischen Mainstreamkomödie machbar ist, entwickelt Regisseurin Anne Fletcher, die bereits in »27 Dresses« mit Katherine Heigl ein herbsüßes Aschenputtel präsentierte, hübsche Pointen und Charaktere, die differenzierter sind als erwartet. So entpuppt sich Andrew (Ryan Reynolds) zwar als reicher Undercover-Märchenprinz. Nicht die Scheinhochzeit aber ist sein größtes Problem, sondern sein dominanter Vater, der will, dass Andrew die Firmengeschäfte übernimmt. So geht es hier nicht vorrangig um der Widerspenstigen Zähmung, sondern es finden sich zwei willensstarke Außenseiter, die von ihrer Umgebung gemobbt werden. Fletcher lässt sie nackt ineinanderstolpern, was dank Bullocks erprobter Mischung aus Tollpatschigkeit und Erotik auch ziemlich komisch ist. Auf Standardbelustigungen wie Ausflüge in einen Stripper-Club würde man dagegen gerne verzichten. Dafür bekommt die falsche Braut unerwartet positives Feedback vom nimmermüden »Golden Girl« Betty White als rüstige Oma, die ausdrücklich Margarets Stärke lobt. Na bitte, es geht doch.

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