Kritik zu Rock Chicks

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2023
Original-Titel: 
Rock Chicks
Filmstart in Deutschland: 
09.03.2023
L: 
79 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Die deutsche Filmemacherin Marita Stocker will mit ihrem Dokumentarfilm den bedeutenden Rockmusikerinnen der vergangenen 70 Jahre ihren verdienten Platz einräumen

Bewertung: 2
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Die Coolste ist definitiv Suzi Quatro, vielleicht ist sie auch die international Erfolgreichste und Bekannteste. Ihre Karriere als Singer-Songwriterin, Rockstar oder einfach, wie sie sagt, »musician« war für sie eine Selbstverständlichkeit, vielleicht auch eine Notwendigkeit. Ob sie nun ein weiblicher Rockstar ist oder eben ein Rockstar, die Frage des Geschlechts hatte für sie nie eine Bedeutung. Das zumindest sagt sie in der Dokumentation »Rock Chicks« der deutschen Filmemacherin Marita Stocker. 

Ein bisschen stolz sei sie schon, dass sie vielen anderen Frauen die Türen geöffnet habe. Türen, die sie selbst gar nicht gesehen habe, erzählt Quatro da weiter, und ist damit die Ausnahme in der Doku, die den prägenden Frauen in der männerdominierten Welt des Rock 'n' Roll endlich ihren verdienten Platz einräumen will. Es ist ein Film, der wohl in erster Linie hartgesottene Fans und Insider anspricht, denn mit Ausnahme von einigen (männlichen) großen Namen dürften die Protagonistinnen den meisten unbekannt sein. Das eben will Stocker zwar ändern, bedient sich dafür aber einer wenig originellen Erzählweise und Bildsprache. 

Immerhin versucht Stocker, ihrem Dokumentarfilm einen dramaturgischen Rahmen zu geben: Zu Beginn lässt sie eine Frauenhand mit lackierten Nägeln ein Auto starten, das Radio anschalten, ganz offensichtlich ist es ein Oldtimer. Die Szene soll in den 50ern spielen. Es ertönt eine für diese Zeit so typische Schmacht-Schnulze und dann die Stimme von Rosie Flores, der Rockabilly- und Country-Musikerin, die eine Sendung moderiert – natürlich über die Frauen der Rockmusik. Am Ende wird sie als Radiostimme wieder erklingen und die Mädchen und Frauen dazu aufrufen, ihre Träume zu leben, Musik zu machen, ihren Platz zu erobern. Emanzipationskurs mit dem Holzhammer. 

In den etwa 80 Minuten dazwischen berichten Musikerinnen wie eben Flores, Linda Gail Lewis, Kristin Hersh, Kathy Val­entine und Honeychild Coleman von ihren Leben als »Rock Chicks«, von den Ressentiments, den Entbehrungen und den Demütigungen, die sie als Frauen erlitten, und den Selbstermächtigungen, zu denen sie den Mut fanden. Ob U2 jemals gefragt worden sei, für Bandfotos gepunktete Outfits zu tragen, fragt etwa Valentine. Ihre Abkehr von großen Plattenlabels begründet die Alternative-Musikerin Hersh mit der Frage: »Was würden meine Kinder denken, wenn ich in jede Kamera schaute, als ob ich sie ficken wolle – so wie sie es von dir verlangen.«

Stocker lässt die Musikerinnen von ihren Idolen schwärmen, von Sister Rosetta Tharpe (1915-1973), die erst vor wenigen Jahren in die »Rock and Roll Hall of Fame« aufgenommen wurde, wie übrigens auch Tina Turner. Wissenschaftlerinnen stellen die Nichtbeachtung von Musikerinnen in einen historischen und auch rassistischen Kontext. Das ist alles interessant und hat seine Berechtigung, ist allerdings von der Filmemacherin absolut konventionell, wenn nicht gar uninspiriert erzählt. Stocker gibt diesen Frauen eine Bühne. Ein großes Pu­blikum werden sie mit diesem Film eher nicht finden.

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