Kritik zu No Sudden Move

Trailer, deutsch. © Warner Bros. Pictures

Schauplatz Detroit: In Steven Soderberghs neuem Thriller setzen drei Kleinganoven einen Handlungsreigen in Gang, bei dem sich Betrug, Pech und Pannen so lange ablösen, bis eine Skizze der gesellschaftlichen Machtverhältnisse entworfen ist

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Wahrscheinlich erklärt Steven Soderbergh nur deshalb periodisch seinen Rückzug aus dem Filmbusiness, damit man ihm kein Label anhängt. Zum Beispiel das des »Krimi-Stilisten«, weil es ihm von »Out of Sight« bis »Ocean's Eleven« immer wieder gelungen war, die stylishen Qualitäten von Film noir und Heistmovie mit neuen Geschichten zu verbinden, die außerdem nebenbei ein bisschen Kapitalismuskritik betrieben. Anders als etwa Ken Loach, der wahrscheinlich stolz darauf wäre, wenn man ihn als jemand beschreibt, der immer wieder den gleichen Film macht, möchte Soderbergh sich von Mal zu Mal neu erfinden. Er wechselt das Medium von Kino zu Fernsehen, switcht zwischen den Formaten Film und Serie, wählt immer neue Genres und Epochen. Und bleibt dabei doch einem treu: dem Interesse an dem, was die Leute um- und antreibt.

Was noch immer wiederkehrt in Soderberghs Filmen, ist die Vorliebe fürs Star­ensemble. Im Fall von »No Sudden Move« kommen sie nach und nach ins Spiel, was dem Film eine eigenartige Metastruktur gibt. Den Auftakt macht Don Cheadle als frisch aus dem Gefängnis entlassener Curt. Wir befinden uns im Jahr 1954 in Detroit, doch von der Blütezeit als »Motor City« findet sich kaum etwas in den mit Liebe zum historischen Detail inszenierten Bildern. Soderbergh fungiert einmal mehr – unter Pseudonym – als sein eigener Kameramann und lässt die Handlung vor entvölkerten Straßen spielen, die mit dem ein oder anderen zeittypischen Oldtimer bestückt sind. Curt betritt schließlich einen Barbershop, um dort im Hinterzimmer auf einen von Brendan Fraser gespielten Mittelsmann zu treffen, der im Auftrag einer anonym bleiben wollenden »Organisation« auftritt. Es gehe um einen Babysitterjob, erklärt er Curt, was euphemistisch eine Erpressung umschreibt: Curt soll auf eine Familie »aufpassen«, während der Familienvater aus dem Bürosafe ein Dokument hole. Es ist ein Drei-Mann-Job; und so wird auf weiteren Wegen noch ein ständig trinkender Berufsverbrecher namens Ronald (Benicio Del Toro) und ein smart plaudernder Geck namens Charley (Kieran Culkin) eingesammelt. Und nein, zwischen den Dreien beginnt keine wunderbare Freundschaft.

Die Dialoge kommen fast ohne Exposition aus, obwohl viel geredet wird. Als Zuschauer kommt man zunächst kaum mit. Wer ist dieser Frank, vor dem sowohl Curt als auch Ronald so viel Respekt zu haben scheinen? Wer ist Watkins, den Curt in der Hand hat, oder ist es umgekehrt? Und was steht in dem Dokument, das Matt (David Harbour) aus dem Safe holen soll, während die Verbrecher seine Frau (Amy Seimetz) und die zwei Kinder »babysitten«?

Im Weiteren, während sich die Spirale der Handlung in immer höhere Kreise der Gesellschaft hineindreht, treten noch Ray Liotta, Jon Hamm und Matt Damon auf. Am Ende zeigt sich, dass der alte Spielerspruch vom Haus, das immer gewinnt, eigentlich nichts anderes ist als die Kapitalismuskritik, die fatalistisch den Vorteil der Reichen und Mächtigen beschwört.

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Kommentare

Der Film ist von einem Thriller soweit entfernt, wie ich von meiner Ex-Frau!

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