Kritik zu New York, I Love You

© Concorde Filmverleih

Nach »Paris, je t'aime« nun »New York, I Love You« : Produzent Emmanuel Benbihy hat wieder eine namhafte Reihe von Regisseuren versammelt und sie nach vorgegebenem Thema filmen lassen, diesmal aber die einzelnen Episoden ineinander verwoben

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Im Kino gewesen, verreist. In Anlehnung an ein Zitat von Franz Kafka folgt der Freizeitnomade dieser Tage an Drehorten in aller Welt den Spuren seiner Leinwand- und TV-Helden. Reiseveranstalter nutzen diesen Effekt eines Kinobesuchs für den lukrativen Deal und schnüren »Filmträume« zum Paket – inklusive der DVD als Frühbucherrabatt. London oder Los Angeles sind Magneten für Filmjunkies, ganz zu schweigen von New York: Die Gäste einer »Sex and the City«-Tour nippen hier an ihren Cocktails in den aus der Fernsehserie bekannten Bars.

Im Segment des vom Drehbuch diktierten Flanierens durch Städte und Landschaften ist der französische Produzent Emmanuel Benbihy mit dem Episodenfilm »New York, I Love You« in der Wertschöpfungskette an der Mythenproduktion beteiligt. »Cities of Love« nennt sich seine mit Gesichtern populärer Schauspieler bevölkerte Reihe. Den Anfang machte 2006 die Kompilation »Paris, je t’aime« mit mehr als einem Dutzend gefälliger und einiger weniger herausfordernder Aperçus unter der Regie namhafter Regisseure wie Tom Tykwer, Gus Van Sant, Ethan und Joel Coen. Jetzt folgt »New York, I Love You«; Schanghai, Jerusalem und Rio sind als weitere Städtetrips angekündigt. Entsprechend dem Profil des urbanen Globetrotters sind die Produzenten gut vernetzt. Eine Webseite ist im Aufbau; der Twitteraccount meldet die Resonanz, die der Film in Südkorea fand (28.10: 46.092 Besucher), und Pressematerial verweist auf Movie-Sites- Touren und -Bücher sowie »unnützes Wissen über New York«.

In seiner tourismusaffinen Umarmung der »mythischen Städte«, wie Benbihy sie nennt, kreiert der Produzent ein kreatives Arbeitsumfeld für renommierte Filmemacher. Der Regiestuhl ist mit Fatih Akin über Mira Nair bis Shekhar Kapur hochkarätig besetzt. Ebenso die Rollen, in denen Julie Christie, Robin Wright Penn und Maggie Q wie immer bezaubern. Alle Beteiligten unterlagen einem knappen Regelwerk ähnlich dem Dogma- Manifest: Die achtminütigen Filme mussten an zwei Drehtagen realisiert werden, in Big Apple spielen und sich auf eine Liebesgeschichte konzentrieren. Da eine einheitliche Lasur, nicht die singuläre Preziose angestrebt war, arbeiteten alle elf Regisseure mit denselben Ausstattern. Ein Filmemacher war stilistisch für die Harmonie im Übergang und den orchestrierten Epilog zuständig.

Statt des Kaiserpanoramas im Paris-Film kreiert »New York, I Love You« einen Impressionsteppich aus teilweise opaken Fasern, der aber nicht fliegen kann. In Momenten disparater Poesie hebt er kurz vom Boden ab: etwa in einer schwerelosen, im gleißenden Licht gefilmten Szene mit Julie Christie oder in der rastlosen Parallelmontage zweier Protagonisten, die in fiebriger Erwartung auf dem Resonanzboden der Metropole aufeinander zustreben. Ansonsten kommt einem einiges vertraut vor, als klebten die frischen Aufnahmen aus New York auf einem Haufen vergilbter Postkarten, deren Struktur sich bei Durchnässung immer und immer wieder einschreibt.

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