Kritik zu Last Vegas

© Universal Pictures

2013
Original-Titel: 
Last Vegas
Filmstart in Deutschland: 
14.11.2013
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

»Hangover« für Senioren. Die Edel-Oldtimer Michael Douglas, Robert De Niro, Kevin Kline und Morgan Freeman erleben einen irrwitzigen, selbstironischen Vegas-Trip

Bewertung: 3
Leserbewertung
1.75
1.8 (Stimmen: 4)
Filme über ältere Leute, die dem Leben noch mal etwas abgewinnen wollen, bilden ein kleines, aber internationales Subgenre. Ein Genre gewissermaßen der zweiten und letzten Chancen, das meist komödiantisch angehaucht ist – trotz der Gegenwart von Alter und Tod. Jetzt lässt Jon Turteltaub ein Quartett von Endsechzigern zu einem ultimativen Las-Vegas-Wochenende antreten, damit sie dort ihre Jugend wiederfinden oder endlich erwachsen werden. Turteltaubs Superkonzept liegt auf der Hand: ein nicht allzu geschmackloser Hangover mit legendären Cine-Senioren.


Dieses Filmmärchen über das Alter beginnt mit einer Rückblende: Vier Jungs und ein kleines Mädchen lassen sich im Brooklyn der späten 50er Jahre nichts gefallen. Da ist das gut aussehende Großmaul, aus dem nur Michael Douglas werden kann. Zur Seite steht ihm verlässlich der tatkräftige, etwas brütende Junge, der sich nur zu Robert De Niro auswachsen kann. Das kleine Mädchen steht zwischen diesen beiden bestimmenden Jungs, während ein schüchterner Brillenträger, der sich zu Kevin Kline entwickeln wird, und ein stiller schwarzer Junge, in dem die stoische Coolness von Morgan Freeman angelegt ist, die Bande aus vergangener Zeit vervollständigen.
 
Wie also Kindheit und Alter zusammenhängen, wie sich vieles verändert und doch vieles gleich bleibt, davon handelt Turteltaubs Komödie. Michael Douglas ist auch im Alter noch ein Macher, goodlooking, selbst wenn Haare, Zähne und Bräune falsch sein mögen. Er war nie verheiratet. Jetzt will er ein junges Ding ehelichen. Zum Junggesellenabend lädt er seine alten Brooklyn-Freunde nach Vegas ein. Kevin Kline, der mit Frau in Florida wie in einem Paradies des welken Fleisches dahinvegetiert; Morgan Freeman, der nach einem Herzinfarkt von seinem Sohn schon wie ein Pflegefall behandelt wird; und Robert De Niro, der verbittert in seinem alten Apartment hockt. De Niro hatte einst das Mädchen aus der Kindheitsclique geheiratet. Jetzt ist sie kürzlich verstorben. De Niro ist quasi Travis Bickle als Gottes einsamster Witwer.
 
 
Die vier Alten rocken natürlich bald das Spielerparadies in Nevada. Doch ihre pubertären, nicht immer allzu witzigen Eskapaden, die immerhin dazu führen, dass sich Rapper 50 Cent höchstpersönlich über die Senioren beschwert, halten sich in Grenzen. Vielmehr lehren sie einigen jungen Männern und vor allem sich selbst einen würdigen und selbst­ironischen Lebensstil. Dabei kommt es zu einem sentimentalen Drama zwischen Douglas und De Niro, die wie bei einer Rock'-n'-Roll-Band die Melodie des Films vorgeben, während Kline und Freeman hauptsächlich für den Rhythmus verantwortlich sind. Es geht in diesem Konflikt natürlich um eine Frau, eine schöne Frau reifen Alters, die von Mary Steenburgen gespielt wird. Die Vergangenheit und die Zukunft scheinen eine Kreuzung zu sein in der Phantasmagorie von Vegas.
 
Man mag Turteltaub, dem Kinokonfektionär, einiges vorwerfen: die Vorhersehbarkeit und die knarrende Mechanik der Dramaturgie, den Mangel an subversiven Tendenzen. Dem Charme des Films, seinen Weisheiten und der Spiellaune der Stars kann man sich aber nur schwer entziehen.

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