Kritik zu The Ice Road

© Wild Bunch

Irgendwann wird es persönlich: Liam Neeson geht als Trucker auf ­gefährliche Fahrt durch die Schneewüste von Manitoba

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Als Liam Neeson sich vor 13 Jahren mit »Taken« als Actionheld etablierte, war das eine ziemliche Sensation. Doch gerade sein Renommee als Charakterdarsteller machte diesen Richtungswechsel so reizvoll, verlieh es seinem brachial agierenden Ex-CIA-Agenten doch eine eigentümliche Tiefe. Rund ein Dutzend Thriller und Actionfilme hat Neeson seither gedreht, und wie in »Taken« zeichnen sich seine Figuren oft durch ihre »ganz besonderen Fähigkeiten« aus. In »The Ice Road« ist das die Kunst, einen tonnenschweren Truck über dünnes Eis zu manövrieren.

Aber der Reihe nach. Nach einer schweren Explosion in einer abgelegenen kanadischen Diamantenmine sind 26 Arbeiter in der Tiefe gefangen. Um sie vor dem Erstickungstod zu retten, werden gewaltige Bohrköpfe benötigt. Das Problem: Der Transportweg führt über zugefrorene Wasserflächen, sogenannte Ice Roads, bei denen jederzeit die Gefahr besteht, dass die Trucks einbrechen. Hier kommt Liam Neeson ins Spiel. Er spielt den erfahrenen Trucker Mike, der mit seinem unter Aphasie und PTBS leidenden Bruder ein Team bildet. Die beiden brauchen dringend Arbeit, also nehmen sie das lukrative Angebot des Truck-Unternehmers Goldenroad (Laurence Fishburne) an, bei der gefährlichen Rettungsmission mitzuwirken. Mike und Gurdy steuern einen Truck, Goldenroad einen zweiten, ein taffe junge Frau namens Tantoo (Amber Midthunder) einen dritten. Auf diese Weise soll die ­Chance erhöht werden, dass wenigstens ein Laster das Ziel erreicht. 

Die forcierte Markigkeit der Figuren und die hölzernen Dialoge dieser Exposition lassen sich mit viel gutem Willen noch als charmante B-Movie-Klischees betrachten. Immerhin klingt die Ausgangssituation nach einer reizvollen Variante von Clouzots »Lohn der Angst« und Friedkins »Sorcerer«, nur eben im Schnee statt im Dschungel. Allerdings zeigt sich recht schnell, dass die Möglichkeiten von Abenteuer und Spannunsgerzeugung durch das monotone Setting (eine schnurgerade Straße) und die fehlende Rivalität der Fahrer begrenzt sind. Also wechselt die Story bald die Richtung, vom Abenteuerfilm zum Actionthriller. Ein Gesandter des Bergbauunternehmens ist in Wahrheit nämlich ein brutaler Killer, der die Rettungsmission sabotieren soll, damit die Korruption des Minen-Managements unentdeckt bleibt. Mit dieser Wendung verrät man nicht zu viel, denn dass ein biederer Bürokrat sich bei gefährlichen Missionen als fieser Schurke entpuppt, gehört zu den abgedroschensten Klischees des Genres. Was folgt, ist eine schier endlose Aneinanderreihung schwerfällig inszenierter Showdowns, die zunächst unfreiwillig komisch sind, dann nur noch ermüdend. 

Bei jedem Actionhelden kommt irgendwann der Punkt, wo er seine Rollen in einer Art Automatikmodus abzuspulen scheint. Mit fast 70 ist Neeson zwar immer noch ein überzeugender Heldentyp, doch wenn er hier in Nahaufnahme knurrt: »Ab jetzt ist es persönlich!«, wirkt das wie der hilflose Versuch, an den Geist seiner großen Actionrollen anzuknüpfen. Ein gutes Zeichen ist das nicht.

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