Kritik zu Downton Abbey: Das große Finale
Das Phänomen »Downton Abbey« geht in die vermeintlich letzte Runde und bietet dabei jede Menge Nostalgie
Eine Erfolgsgeschichte: nach den sechs Staffeln der Fernsehserie nun der dritte Kinofilm – ob im Universum von »Downton Abbey« damit, wie es der Titel verheißt, wirklich die Lichter ausgehen, bleibt allerdings abzuwarten. »Man sollte niemals 'nie' sagen«, äußerte sich jedenfalls Julian Fellowes, Autor und Mastermind des Franchises.
War es im ersten Kinofilm der königliche Besuch, der sich 1927 auf »Downton Abbey« ankündigte und Herrschaft wie Dienerschaft gleichermaßen in Aufregung versetzte, so führte im zweiten eine mysteriöse Erbschaft die Bewohner auf einen Trip nach Frankreich, während daheim Lady Mary, die Tochter von Lord Grantham, ein hier arbeitendes Filmteam überwachte, dessen Anwesenheit das Geld für notwendige Reparaturen erbringen sollte.
Diesmal wird Lady Mary selber zum Zentrum der Geschichte: die Scheidung von ihrem Ehemann macht sie 1930 in der britischen Adelsgesellschaft zur Ausgestoßenen – summiert in einem eindringlichen, für sie beschämenden Moment, wenn sie sich in eine Ecke unter der Treppe drücken muss, während die königlichen Gäste das Gebäude betreten, wo die Gastgeberin eines Empfangs sie gerade aufgefordert hatte, diesen unverzüglich zu verlassen. Dass selbst ihr Vater, Lord Grantham, sich danach die Frage stellt, ob Mary als neue Herrin von »Downton Abbey« noch in Frage käme, zeigt, wie tief antiquierte Vorstellungen beim britischen Adel sitzen.
Aus der Weltwirtschaftskrise erwächst ein zweites Problem für die Granthams: Lady Granthams Bruder Harold hat dabei sein ganzes Vermögen verloren und ist hoch verschuldet. So sehen sich die Granthams gezwungen, ihren Stadtsitz in London aufzugeben und gegen eine schlichte Wohnung einzutauschen. Bei dem Gedanken an andere Mieter über und unter ihnen verzerrt Lord Grantham schmerzhaft das Gesicht.
Wenn es am Ende heißt, Abschied zu nehmen, auch unter der Dienerschaft, läuft das erheblich weniger dramatisch ab als in den Vorgängerfilmen, dafür wartet Julian Fellowes noch mit einer hübschen Pointe auf, indem er eine Person der Zeitgeschichte in die Handlung einbaut. Kein Geringerer als der Autor und Schauspieler Noel Coward kommt nach »Downton Abbey«. Ihn persönlich zu erleben, lässt die snobistischen, adligen Nachbarn ihren Boykott von Lady Mary aufgeben.
Schon bemerkenswert, wie Serienschöpfer Julian Fellowes aus seinem einstigen Drehbuch »Gosford Park« (2001 verfilmt von Robert Altman) mit »Downton Abbey« ein ganzes Universum erschaffen hat, das auf verschiedenste Traditionslinien der britischen Populärkultur zurückgreifen kann, zumal im Ineinandergreifen von »upstairs« und »downstairs«, Herrschaft und Dienstpersonal. Das umfangreiche Ensemble dürfte denn auch für alle, die mit diesem Film den ersten Schritt ins »Downton Abbey«-Universum wagen, eine heftige Herausforderung darstellen.
Und ja, bei allen gezeigten Problemen ist das Unternehmen natürlich auch ein Stück weit Verklärung der Vergangenheit, selbst wenn sich diese Adligen ihrer zunehmenden Bedeutungslosigkeit bewusst sind. Der berühmte Satz von Tommaso Di Lampedusa aus seinem epochalen Roman »Der Leopard«, demzufolge sich Vieles ändern muss, damit alles beim Alten bleiben kann, wird hier jedenfalls paraphrasiert: »Familien wie unsere müssen in Bewegung bleiben, um zu überleben«.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns