Kritik zu Die Päpstin

© Constantin Film

Die Historiker bezweifeln, dass es sie je gegeben hat. Doch wie das so ist mit Legenden: der Mangel an konkreten Beweisen hält sie eher am Leben, als dass er sie widerlegt. Sönke Wortmann hat den erfolgreichen Historienroman »Die Päpstin« verfilmt

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Über Jahrhunderte hinweg hat die Sage von der Frau, die als Mann verkleidet den Papstthron bestieg, die Fantasie der Menschen bewegt und angeregt. Die Amerikanerin Donna Woolfolk Cross verwandelte im Jahr 1996 den Stoff unter dem Titel »Die Päpstin« in einen Historienroman, der zum Weltbestseller wurde. Die Verfilmung war da nur eine Frage der Zeit.

Mit geringen Abweichungen folgt diese, besorgt von Sönke Wortmann, der Romanvorlage: Das Mädchen Johanna kommt im frühen 9. Jahrhundert in Ingelheim als Tochter eines armen Priesters zur Welt, der die Intelligenz und Wissbegierde des Mädchens eher für einen Fluch als für einen Segen hält. Über Widerstände und Schicksalsschläge hinweg gelingt es Johanna (als junge Frau dann von Johanna Wokalek gespielt) jedoch, sich einen Platz an der Domschule zu erobern, wo sie im Grafen Gerold (David Wenham) bald einen Förderer und Gönner findet. Nach dem Einfall der Normannen sieht sie sich gezwungen, als Junge verkleidet in einem Kloster bei Fulda Schutz zu suchen, und macht dabei die Entdeckung, dass sie nun für ihr Wissen nicht länger angefeindet wird, sondern Bewunderung und Anerkennung erfährt. Aus Johanna wird deshalb Johannes.

Die Angst vor der Entdeckung aber treibt Johanna eines Tages doch wieder zur Flucht. Sie landet in Rom, wo sie sich weiter als männlicher Priester verkleidet und sich einen Ruf als ausgezeichneter Heilkünstler erwirbt. Das bringt sie eines Tages ans Krankenbett des amtierenden Papstes Sergius (John Goodman), der sie nach der erfolgreichen Behandlung prompt zu seinem engsten Vertrauten macht. Die Dinge spitzen sich zu, als ihr Aufstieg so manchen Karriereplan am Vatikan durchkreuzt und außerdem ihr geliebter Förderer Gerold auftaucht. Doch Johanna verzichtet auf Erfüllung in der Liebe und ergreift die sich ihr bietende Chance, Papst zu werden.

Trotz seiner illustren Besetzung kommt der Film nie über das Niveau des biederen Ausstattungskinos hinweg. In der langen ersten Hälfte beherrschen härene Gewänder, schlechtes Wetter und rüde germanische Patriarchen die Leinwand, während im römischen Teil der Geschichte mit buntem Marmor, strahlend blauem Himmel und elegant gekleideten Höflingen unmittelbar an den Look alter Römerfilme angeknüpft wird.

Analog dazu gerät auch die Emanzipationsgeschichte – eine Frau zeigt es den Männern im finsteren frauenfeindlichen Mittelalter! –, als die die Legende der Päpstin Johanna ja auch gilt, hier zum bloßen Klischee und verrät sich damit als Fantasieprodukt des 20. Jahrhunderts. Wer den Film an historischen Wahrscheinlichkeiten misst, kommt – wie auch schon bei der Romanvorlage – aus dem Kopfschütteln kaum heraus. Wer sich zweieinhalb Stunden mit Intrigen in einem erfundenen Mittelalter unterhalten möchte, kommt dennoch auf seine Kosten.

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