Kritik zu Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren

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Laut Wikipedia nennt man es oft das »Beste Wimbledon-Finale aller Zeiten«: Björn Borg, Auslöser der »Borgmania«, trat 1980 zu seinem fünften Titelgewinn gegen den notorischen »Bad Boy« John McEnroe an

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In der weiten Welt der Sportfilme nimmt Tennis seit jeher eher den Rang einer Randsportart ein. Selbst zu den Hochzeiten des Sports in den 80er und 90er Jahren schien sich das Kino wenig bis gar nicht für Tennis zu interessieren. Von Billie Jean King über Andre Agassi bis zu Boris Becker – hat es weit und breit noch kein Tennissportler  ins Biopic-Genre geschafft. Ausgerechnet in diesem Jahr ändert sich das nun, und das mit gleich zwei Filmen: Bevor demnächst der mit Emma Stone und Steve Carrell prominent besetzte »Battle of the Sexes« im Oscar-Rennen mitmischen will, startet nun die europäische Produktion »Borg/McEnroe«.

Der Titel ist dabei zumindest teilweise Programm. Es geht um die Rivalität zwischen Björn Borg und John McEnroe, genauer gesagt um das Wimbledon-Finale, in dem sich die beiden 1980 gegenüberstanden. Borg (Sverrir Gudnason), der umjubelte und scheinbar ebenso emotions- wie fehlerlose Schwede, hatte damals die Gelegenheit, mit einem fünften Turniersieg in Folge einen neuen Rekord aufzustellen. Doch schon vor Turnierbeginn schien die Tenniswelt zu ahnen, dass ihm der amerikanische Hitzkopf McEnroe (Shia LaBeouf) – von den Fans regelmäßig ausgebuht für sein rüpelhaftes Verhalten – im Finale einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

Der dänische Regisseur Janus Metz erzählt von den Tagen vor dem Turnier sowie von dessen Verlauf, kombiniert mit Rückblenden in die Jugend beider Spieler (wobei der junge Borg übrigens von dessen leiblichem Sohn Leo verkörpert wird). Dass er sich dabei – dem Filmtitel zum Trotz – deutlich intensiver dem schwedischen Titelverteidiger als seinem Herausforderer widmet, ist nicht weiter tragisch. Schon allein weil Gudnason als Borg eine wortkarge, aber gute Figur abgibt, während LaBeouf – obwohl typgerecht besetzt und mit viel Energie am Start – als McEnroe deutlich zu alt wirkt.

Schwerer wiegt es da schon, dass der Film nichts anzufangen weiß mit seinen Neben­figuren (darunter Stellan Skarsgård als Borgs Trainer und Tuva Novotny als seine Verlobte) und obendrein allzu schlichte Biopic-Psychologie benutzt, um dem Publikum klarzumachen, dass diese beiden Kontrahenten sich eben allen Unterschieden zum Trotz doch ziemlich ähnlich sind.

Außerdem ergeht sich »Borg/McEnroe« in einer unnötigen Überdramatisierung, die die Bedeutung des Aufeinandertreffens der beiden Spieler (das übrigens längst nicht ihr erstes war) zu einer Dimension aufbläst, die maßlos wirkt, und die der bombastische Score auf unvorteilhafte Weise unterstreicht. Als das Finale schließlich erreicht ist und der Film sich ganz auf das fünf Sätze dauernde Tennismatch konzentriert, entwickelt er allerdings doch noch eine erstaunlich bezwingende Spannung. So packend und authentisch hat man diese Sportart tatsächlich noch nie auch nur annähernd auf der Leinwand gesehen, was neben Metz und seinen Darstellern vor allem deren Doubles und der herausragenden Arbeit der beiden Cutter Per K. Kirkegaard und Per Sandholt zu verdanken ist.

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