Kritik zu Aline – The Voice of Love

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Das Publikum liebt sie, die Musikkritik nicht so sehr: Celine Dion. Um die geht es in diesem leicht fiktionalisierten Biopic, das die Komödiantin Valérie Lemercier charmant und entspannt am Rand der Verehrung ansiedelt

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Dass »Aline« nicht unbedingt ein Biopic wie jedes andere ist, fängt schon mit dem Titel an. Beziehungsweise mit dem Namen der Protagonistin. Aline Dieu, nie gehört? Natürlich nicht, die gibt es ja auch gar nicht. Doch um wen es hier tatsächlich geht, verhehlt Regisseurin Valérie Lemercier natürlich auch nicht wirklich: Die Titelheldin ihres neuen Films ist eine nur marginal fiktionalisierte Version von Céline Dion.

Genau wie Dion wächst auch Aline Dieu (Lemercier selbst) als jüngstes von 14 Kindern in Quebec auf und begeistert schon als junges Mädchen in der Kneipe ihrer Eltern (Roc LaFortune und die famose Danielle Fichaud) mit außergewöhnlichem Stimmtalent. Dank der Umtriebigkeit der Familie und dem Sachverstand von Musikmanager Guy-Claude (Sylvain Marcel) lassen Plattenvertrag und erste Erfolge in Kanada nicht lange auf sich warten. Es folgen, immer an Dions Biografie entlang, Stationen wie der Sieg beim Eurovision Song Contest, Welthits wie der »Titanic«-Titelsong und die enorm erfolgreichen Engagements in Las Vegas, des Weiteren die Ehe mit dem 26 Jahre älteren Guy-Claude, das langwierige, aber erfolgreiche Ringen um Nachwuchs und schließlich der Krebstod des Gatten.

Anders als die Umbenennung es vermuten lässt, ist »Aline« keine inoffizielle Angelegenheit: Der Film hat den Segen von Dions (ansonsten nicht involviertem) Team, weshalb auch die Musikrechte kein Problem waren. Trotzdem sucht Lemercier ganz bewusst Distanz zur Realität, etwa indem sie nicht die Originalsongs, sondern Coverversionen von Victoria Sio verwendet. Und nicht zuletzt dadurch, dass sie selbst – die vier Jahre älter ist als Dion – die Hauptrolle spielt. Von der Kindheit an übrigens, was zu einem CGI-unterstützten Verfremdungseffekt führt, der ebenso irritierend wie rührend wirkt. 

Wer nun Lemerciers bisherige, vor allem komödiantische Arbeit (zu der auch immer Kinderrollen gehörten) kennt, würde vielleicht erwarten, dass es ihr vor allem darum geht, Dion auf albern-absurde Weise durch den Kakao zu ziehen. Doch davon kann keine Rede sein, auch wenn Aline ausgesprochen witzig und eine Szene, in der sich die Protagonistin in ihrem 40-Zimmer-Anwesen in Nevada verläuft, ein echtes Highlight ist. Viel eher ist der Film eine sehr warmherzige Verneigung vor einem Popstar, der von den Fans immer mehr geliebt wurde als von der Kritik. Sehr charmant fängt Lemercier sowohl Dions Arbeitsethos und Pflichtbewusstsein als auch ihren Familiensinn, ihre Schrullen und Überspanntheiten ein – dabei rekreiert der Film etliche ikonische Auftritte und Kostüme.

Psychologisch tief schürft das eher nicht. Gern hätte man, egal ob fiktionalisiert oder nicht, mehr erfahren – über ihre Ehe genauso wie über den Knochenjob in Vegas mit acht Shows die Woche oder Dions vermeintliche Abneigung gegen »My Heart Will Go On«. Als konventionell erzähltes, aber herrlich eigenwillig umgesetztes Biopic der etwas anderen Art macht »Aline« jedoch in jedem Fall viel Freude.

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