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Autor Marc-Uwe Kling hat Dani Levy bei der Regie abgelöst. Das tut dem zweiten Teil der gesprächigen »K-Chroniken« nicht so richtig gut
Ein Känguru, das spricht? Und eine kommunistische Weltanschauung hat? Und das an der Seite eines Kleinkünstlers aus Berlin-Kreuzberg mit Metawitzen rechtspopulistische Gesinnung durch den Kakao zieht? Das klingt nach einem schlechten Witz. Doch mit dieser eigenwilligen Mischung erklomm der Autor und Kabarettist Marc-Uwe Kling die Bestsellerlisten. Die »Känguru-Chroniken« zählen tatsächlich zu den größten Erfolgen der Gegenwartsliteratur. Dani Levys Verfilmung, zu der Kling selbst das Buch verfasste, trotzte 2020 sogar der Corona-Pandemie. Um »Die Känguru-Chroniken« nach der Schließung der Lichtspielhäuser zu sehen, drängten zahlreiche Zuschauer sogar ins vorübergehend wieder aufgeblühte Autokino.
Für die Fortsetzung übernahm Marc-Uwe Kling nun neben Alexander Berner auch die Regie. Nach der Gag-Offensive gegen Neofaschisten hat Marc-Uwe, erneut gespielt von Dimitrij Schaad, wieder seine Kalauer-Kalaschnikow geladen. Mit rhetorischem Dauerfeuer erlegt werden sollen diesmal Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und andere Menschen aus der Parallelwelt.
Greift eine publikumswirksame deutsche Komödie ein Thema auf, das die Gesellschaft zu spalten droht, so ist dies durchaus begrüßenswert. Die filmische Umsetzung ist leider reichlich plump. Um das Herz seiner Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) zu erobern, muss Marc-Uwe deren Mutter (Petra Kleinert), die sich den Klimaleugnern angeschlossen hat, auf den Pfad der politischen Korrektheit zurückführen. Eigentlich ist das eine weltanschauliche Mission Imposible. Marc-Uwe und das buchstäblich schlagfertige Känguru begleiten »Diesel-Liesel« in die Provinz nach Bielefeld. Hier soll sie auf einem Kongress der Querdenker eine Rede halten an der Seite von Adam Krieger (Benno Fürmann), dem charismatischen Anführer der Klimaleugner.
Sehr viel anders als eine Schweighöfer-Komödie sieht die holzschnittartig überzeichnete Versammlung der Querdenker nicht aus. Zu überzeugen vermag »Die Känguru-Verschwörung« immer dann, wenn Marc-Uwe seine wortwitzige Kernkompetenz ausspielt. Um Diesel-Liesel zu überzeugen, dass ihr der Kopf verdreht wurde, beweist er ihr mit Hilfe eines doppelten rhetorischen Rittbergers, warum die Erde in Wahrheit ein Würfel ist. Doch mit Sprachakrobatik allein kann man kein Kino machen. Filmisch erscheint diese Mixtur aus Sitcom, Retro-Computerspiel, Slapstickeinlagen und Influencer-Video leider ziemlich uninspiriert. Der Liebesgeschichte fehlt jeglicher Liebreiz. Dekors und Schauplätze sehen steril aus. Und das, obwohl die Regie sich mit einer Draisineneinlage à la Indiana Jones um Schauwerte, Action und Rasanz bemühte.
Immerhin sind die Aktionen zwischen realen Darstellern und dem mittels Motion-Capture-Technik zum Leben erweckten Känguru filmisch durchaus gelungen. Das allein genügt aber nicht. Im Vergleich zum Marc-Wahlberg-Film »Ted«, wo ein spätpubertierender Kindskopf mit einem obszöne Witze reißenden Teddybären zusammen wohnt, wirkt das Känguru irgendwann ermüdend in diesem Film, der trotz schlanker 101 Minuten Längen hat.