Kritik zu Pavarotti

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Er brachte die Oper in die Stadien, ihm hörten auch Menschen zu, die mit Opern eigentlich nichts anfangen konnten: Ron Howard porträtiert in seinem neuesten Dokumentarfilm den Sänger Luciano Pavarotti

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Zu Beginn schippert ein Dampfer den Amazonas stromaufwärts. An Bord befindet sich ein großer Künstler. Mitten im Dschungel will er eine Arie singen. Wie sollte man angesichts dieser Bilder nicht an »Fitzcarraldo« und das wahnwitzige Projekt eines Opernhauses im Urwald denken? Statt Klaus Kinski tritt dann aber Luciano Pavarotti auf. Vor den leeren Reihen des Opernhauses von Manaus intoniert er eine Arie. Ganz allein. Mit diesen traumartigen Bildern, die aus einem Werner-Herzog-Film stammen könnten, beginnt Ron Howard seine Dokumentation über den 2007 gestorbenen italienischen Star, der wie kein anderer E- und U-Musik, Klassik und Pop, Virtuosität und Trivialität zu versöhnen versuchte.

Sich an der Biografie des Sängers aus Modena orientierend, rollt Howard Kindheit, Jugend, erste Karriereschritte und schließlich Pavarottis Durchbruch zum Megastar auf. Meist erzählt der Tenor selbst Anekdoten aus seiner Vergangenheit, die, wie nicht anders zu erwarten, mit Fotos und Archivfilmen illustriert werden. Der bodenständige Maestro gibt sich erfrischend uneitel und mitteilsam. In einer Szene singt er sogar unter der Dusche. Wenn er dann noch aus vollem Halse lacht, kann man sich diesem kindlich anmutenden Mann in seiner entwaffnenden Unschuld nicht mehr entziehen.

Genau das ist das Problem des Films, der den Zuschauer mit dem charmanten Auftreten des Sängers umgarnt. Dabei stützt der Regisseur sich auf eine Fülle privater Videoaufnahmen, mit denen die zweite – 34 Jahre jüngere – Ehefrau Nicoletta Mantovani das Privatleben ihres Gatten mit gefühlter Lückenlosigkeit dokumentiert hat. Den Zugang zu diesen bislang unveröffentlichten Bildern erkauft sich der Film. Die zur globalen Ikone gewordene Präsenz des dicken, lächelnden, bärtigen Mannes im Frack, der stets ein weißes Tuch in Händen hält, wird zur Hagiographie überhöht. Der Blick hinter die Kulissen unterbleibt.

Zwar kommen die beiden Manager Herbert Breslin, der die Weichen früh auf kommerziellen Erfolg gestellt hatte, und der noch geldgierigere Tibor Rudas, der Pavarotti schließlich in die Fußballstadien schickte, immer wieder zu Wort. Das Geschäftliche erscheint dabei aber nur wie ein notwendiges Übel, das die Kunst vorgeblich nicht tangiert. Gewiss, Pavarottis Gesang ist von unerreichter Brillanz. Er verzaubert selbst Banausen, die kein wirkliches Interesse an der Oper haben. Genau das ist das Problem. Obwohl er überwiegend aus Videobildern mit fahlen und matten Farben besteht, ist »Pavarotti« ein Hochglanzfilm. Das Wunder der Stimme gerinnt dabei zu einem endlosen Pathos. Und die Musik? Sie gerät zur Nebensache. Unterfüttert wird so die kommerziell motivierte Illusion, man könne Klassik konsumieren wie Pop. »Pavarotti«, der Film, ist wie eine überdimensionale Sahnetorte. Am Anfang schmeckt sie verdammt gut. Aber irgendwann ist sie einfach nur noch süßlich.

Meinung zum Thema

Kommentare

Man kann den Film so und so sehen
Das ist bekannt das Pavarotti ein knallharter Geschäftsmann war
Von der Pike gelernt wie man sich darstellt. Trotz allem gut das Pavarotti gekonnt Klassik vermittelt hat

Ein faszinierender Film über den JahrhundertTENOR und auch den Mensch Luciano PAVAROTTI, der die Menschen nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seinem positiven Wesen und Lachen gewinnen konnte. Ein Opernstar, der nicht nur für ein elitäres kunstversiertes Publikum da war. Ein Mann der bereits in frühen Jahren verstanden hat was wirklich im Leben zählt.
Der Film ist viel mehr als nur ein Film über einen hervorragenden Opernsänger – er öffnet Herz und Seele und berührt!!!!
SEHR SEHENSWERT!!!

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