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Gerhard Midding

Der Offizier des Nachrichtendienstes, der 1976 die Dreharbeiten zu »Le Juge Fayard, dit Le Shériff« (Der Richter, den sie Sheriff nannten) in überwachte, wahrte in der Regel berufsmäßige Diskretion. Eines Tages jedoch wies er Yves Boisset auf einen Schaulustigen in Regenmantel und Hut hin. "Erkennen Sie ihn?", fragte er den Regisseur.

Gerhard Midding

Ein Sequel zur »Hausmusik«: wiederum ein kurzer Lockdown-Film auf MUBI; wiederum findet ein kreatives Gipfeltreffen an verwunschenem Ort statt, bei dem eine überlieferte Form erneuert wird; wiederum treten Konvention und Freiheit in Wettstreit und kündet eine Stimme von weiblicher Ermächtigung.

Gerhard Midding

Zu einer waschechten Jam Session kommt es nicht. Die Copleros musizieren wenig miteinander, ihre Teilhabe an den Liedern der anderen besteht vor allem im aufmerksamen, emphatischen Zuhören am Lagerfeuer. Sagen wir es einmal so: Ihre Geselligkeit erinnert an "Sing meinen Song", nur ohne die Heuchelei.

Gerhard Midding

Bereits das Auspacken der Buchsendung war ein Vergnügen. Er hatte ihren Inhalt noch zusätzlich in einen Bogen aus dünnem Papier eingeschlagen. Mit dieser Sorgfalt hatte ich nicht gerechnet, aber sie überraschte mich auch nicht. Nach allem, was ich von ihm wusste, schien sie zum Absender zu passen. Und sie war dem Gegenstand angemessen.

Gerhard Midding

Es ist sein freier Tag. Viel lieber würde Divisionskommandeur Kotow ihn mit seiner schönen Frau verbringen. Tatsächlich lernen wir ihn als Bonivant und Charmeur kennen, der seinen Schnurrbart erwartungsvoll zwirbelt. Aber es kommt anders. Er muss einem absurden Schauspiel ein Ende setzen: Die eigenen Panzer drohen, die Ernte zu vernichten.

Gerhard Midding

Diesmal haben sich mir besonders die Szenen eingeprägt, die in der Morgendämmerung spielen. Das süße Leben trägt sich nachts zu, sie bilden also den Abschluss fast jeder Episode. Sie handeln vom Erwachen, obwohl die Nächte schlaflos waren. Einmal bricht der Tag ganz plötzlich an: im Trevi-Brunnen. Der Zauber verfliegt, aber magisch ist der Moment trotzdem.

Gerhard Midding

In »Die Ruhelosen«, der in dieser Woche anläuft, geht es darum, wie man mit der Unwägbarkeit lebt. Die manischen Schübe Damiens, die seine Familie erschüttern, bestimmen die Dramaturgie des ersten Teils, im zweiten überwiegen die depressiven Episoden. Warum nennt man diesen Zustand heute bipolar? Der alte Begriff klang noch nach einer Krankheit, der neue nach Geometrie.

Gerhard Midding

Hat er sich inzwischen durchgesetzt, wie Thierry Frémaux im Vorwort dieses großartigen Buches schreibt? Ich bin nicht sicher, ob Claude Sautet dieser Status gefallen hätte. Dazu ging er viel zu streng mit seiner Arbeit ins Gericht: Sein Kino ist ohne Zweifel und Vorbehalt nicht zu haben. Das spürt man in jedem der Gespräche, die Michel Boujut mit ihm geführt hat und die nun in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Regisseur der Zwischentöne" vorliegen.

Gerhard Midding

Seit wann sind Banken auf Sponsoren angewiesen? Sie treten in der Regel doch selbst als solche auf. Andererseits ist die Weltbank kein gewöhnliches Geldinstitut. Die Motive ihres Sponsors hingegen scheinen auf den ersten Blick sehr gewöhnlich: Die „Hollywood Foreign Press Association“ erhofft sich Prestige und Publicity. Für den Auslandspresseverband geht es freilich noch um weit mehr.

Gerhard Midding

Heute früh kamen deprimierende Nachrichten aus Hongkong. Genau genommen waren es keine Nachrichten, sondern handelte es sich um ein Stimmungsbild. Im Morgenmagazin lief eine Reportage aus der Stadt, die seit 25 Jahren keine britische Kronkolonie mehr ist. Keine Spur mehr von der Unabhängigkeit, die noch für weitere 25 Jahre garantiert ist; der demokratische Elan scheint erstickt.