Buch-Tipp: Sascha Mamczak – Science-Fiction

Von »Perry Rhodan« bis zum Blade Runner

Sie wird als kulturelles Phänomen wahrgenommen, etwa wenn mal wieder aus dem Star Wars-Universum ein neuer Film im Kino oder ein Serienableger als Stream erscheint. Zugleich umgibt die Science-Fiction aber immer noch ein Hauch des Trivialen, man denkt an Heftchenromane wie »Perry Rhodan« (die meistgelesene SF-Serie aller Zeiten, seit über sechzig Jahren erscheint jede Woche ein Heft) und kleine grüne Männchen vom Mars. Während es Pop- und Krimikolumnen in die Feuilletons großer Zeitungen geschafft haben, bleibt das der Science- Fiction verwehrt. Dabei dürften die meisten wissen, was sich hinter HAL, Big Brother, E. T., Avatar oder Mr. Spock verbirgt. »Science-Fiction ist keine obskure Subkultur. Science-Fiction ist ein Milliardenmarkt«, konstatiert Sascha Mamczak, der Autor eines neuen Bandes aus Reclams Reihe »100 Seiten«. 

Mamczak, Verfasser von Sachbüchern und verantwortlich für die Science-Fiction-Titel des Heyne-Verlages, verweist darauf, wie viele Titel unter den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten dem Bereich der Science-Fiction zuzuordnen sind (was sich im vergangenen Jahr mit »Dune« fortsetzte) und setzt in einer Beschreibung der »großen Science-Fiction-Universen« zwei Filmreihen (Star Wars und Alien) neben zwei Hybride – »Doctor Who«, die langlebigste SF-Fernsehreihe mit einigen wenigen Kinoablegern, und Star Trek – und zwei literarische Arbeiten, »Perry Rhodan« und Isaac Asimovs »Foundation«-Zyklus (demnächst auch als Streamingserie zu sehen). Ansonsten beschäftigt er sich überwiegend mit der literarischen Science-Fiction, angefangen mit Vorläufern wie dem Römer Cicero (der 52 v. Chr. Utopisches veröffentlichte) und dem Griechen Lukian (160 n. Chr.) über Voltaire (1752) bis zu Jules Verne und H. G. Wells, deren konträre Utopien genauer dargestellt werden. Wir erfahren, wie aus dem gebürtigen Luxemburger Hugo Gernsbacher 1904 in den USA Hugo Gernsback wurde, der SF als dime novels populär machte – und wie in den Sechzigern die Gattung von einer neuen Welle überwiegend britischer Autoren umgekrempelt wurde. Am Ende geht die Reise zurück zum Anfang, zu »Blade Runner«, diesmal in Gestalt der Fortsetzung »Blade Runner 2049« – und was er dort zu »pompösen Geschichten« notiert, passt vorausschauend genau auf Roland Emmerichs gerade in den Kinos laufenden Film »Moonfall«. Wer sich nur für Science-Fiction im Film interessiert, wird bei der Lektüre kaum auf seine Kosten kommen; wer sich von Filmen zur Literatur führen lassen will und bereit ist, sich mit einigen grundlegenden Fragen und Definitionen der Gattung auseinanderzusetzen, schon.

 


Sascha Mamczak: Science Fiction. Reclam Verlag, Ditzingen 2021. 102 S., 10 €.

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