Raimund Gerz

Filmkritiken von Raimund Gerz

Ein Initiationsfilm als Roadmovie: Pascal-Alex Vincents Film über Zwillingsbrüder, die auf ihrer Reise vor allem sexuelle Erfahrungen sammeln, weiß in einzelnen Szenen durch sensible Personenstudien zu gefallen, ermüdet aber auf die Dauer wegen seiner schematischen und statuarischen Machart: »Reich mir deine Hand«
Ein kongolesischer »Buena Vista Social Club«: Der wunderbare Dokumentarfilm von Jacques Sarasin feiert die Musik als Lebenselexier, in einem Land, das keinen Weg aus den Grauen des Bürgerkrieges findet
Das Debüt von Thomas Stuber erzählt von Gewaltorgien in einem Oberschicht-Internat. Dramaturgisch nicht immer plausibel, weiß der Film vor allem durch seine Besetzung und seine opulenten Bilder zu gefallen
Wie kann man menschliche Notdurft zu Geld machen? Bisweilen etwas zäh, aber in schönen Bildern erzählt der Film eine Geschichte aus der uruguayischen Provinz
Wider das Vergessen – Dörte Franke dokumentiert die Arbeit des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der Gedenksteine vor den Häusern von jüdischen und anderen Nazi-Opfern anbringt
Der Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen als Hintergrund für ein Drama um eine Mutter und ihre vor Jahren zur Adoption freigegebene Tochter. Thematisch unentschlossen, dabei plakativ und belehrend, nimmt sich Amos Gitai einmal mehr der israelischen Zeitgeschichte an
Straßenkinder in Bukarest, die sich mit Diebstählen über Wasser halten und ihr Elend schnüffelnd vergessen wollen, auf der einen Seite, Wohlstandsverwahrlosung übersättigter Kids in einer westdeutschen Großstadt auf der anderen – die etwas extremen Biografien, die der Film sich überschneiden lässt, spiegeln die Gegensätze des neuen geeinten Europa
Nicolas Philibert erzählt von der Begegnung mit Menschen, die vor mehr als 30 Jahren in einem Film spielten, an dem er selbst als Regieassistent mitwirkte. Doch »Retour en Normandie« bleibt inhaltlich wie ästhetisch heterogen und kann sich zu keinem seiner vielen Themen recht entschließen
Jonas Grosches Porträt des Ex-Terroristen Christof Wackernagel, der im westafrikanischen Mali seine neue Heimat gefunden hat, ist distanzlos und unkritisch: als Zeitdokument authentisch, als Dokumentation aber problematisch
Zwei Mütter und ein Baby: »Was am Ende zählt«, der Spielfilm-Erstling von Julia von Heinz, erzählt eine Coming-of-age-Geschichte am Rand der Gesellschaft