Raimund Gerz

Filmkritiken von Raimund Gerz

Umsorgung und »Mitgefühl« als Therapie ist das Konzept eines dänischen Pflegeheims für demente Menschen. Louise Detlefsen versucht in ihrer kommentarlosen Dokumentation, sich der Wahrnehmungsperspektive der Kranken anzunähern
Portugal im Kriegsjahr 1917: Auf einem Acker erscheint drei Hirtenkindern die Muttergottes. Marco Pontecorvos Film bebildert die gesellschaftliche und theologische Dynamik des Ereignisses weitgehend ohne den genreüblichen religiösen Kitsch, kann aber das Abkippen ins Traktathafte nicht verhindern
Dem jungen deutsch-jüdischen Musikerpaar Günther und Rosemarie Goldschmidt gelang im Jahr 1941die Flucht in die USA. Ihr Sohn Martin Goldsmith rekonstruiert zusammen mit Regisseur Anders Østergaard ihre Jahre in Nazideutschland. Trotz des ernsten Themas ist »Winterreise« mit seinen nachgespielten Dialogen und munteren Bild- und Tonmontagen ein informativer wie unterhaltsamer Film
In dem Dokumentarfilm von Nicole Alive Hens erzählt die inzwischen fast hundertjährige Marthe Cohn aus ihrem Leben unter deutscher Besatzung und ihrem Einsatz als französische Spionin in Deutschland gegen Ende des Zweiten Weltkrieges
Oft skurril, manchmal behäbig, aber mit interessanten Einblicken in eine ferne Kultur: Bis nach Jakutien spürt Diego Pascal Panarello dem Klang der Maultrommel nach
Eine iranisch-deutsche Familie zieht 1979 von Ostberlin nach Teheran, um beim Aufbau einer neuen Gesellschaft mitzuarbeiten. Das Familiendrama »Morgen sind wir frei« nimmt dabei manchmal allzu didaktische Züge an
Um »positive Situationen und Begegnungen« geht es Stefan Sick in seiner Dokumentation »Das innere Leuchten«, die kommentarlos Momentaufnahmen aus dem Alltag von dementen Menschen in einem Pflegeheim aneinanderreiht
Die Satire des sizilianischen Komiker-Duos Ficarra und Picone zeichnet ein düsteres Bild der sprichwörtlichen »italienischen Verhältnisse«. Die Darstellung der Charaktere und gesellschaftlichen Hintergründe bleibt aber stereotyp und oberflächlich, oft dominiert der Klamauk: »Ab heute sind wir ehrlich«
Die Komödie »Kalte Füße« über einen netten Kleinkriminellen, der notgedrungen zum Pfleger eines durch einen Schlaganfall gezeichneten Millionärs wird, kommt über flaue, manchmal auch geschmacklose Gags nicht hinaus
In einem munteren Mix aus Dokumentation, historischem Exkurs und heiter-frivolem Reenactment nähert sich Rosa von Praunheim hier der Frage, was die Dichterfürsten Goethe und Schiller über ihre literarische Seelenverwandtschaft hinaus verband: »Männerfreundschaften«