Raimund Gerz
Filmkritiken von Raimund Gerz
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Sansibar im Jahr vor der Unabhängigkeit: Ein junger Kommunist sieht sich im Kampf gegen das britische Protektorat hin- und hergerissen zwischen seiner Geliebten und seinem revolutionären Auftrag. Der Film des tansanischen Regisseurs Amil Shivji weiß aber weder als Liebes- noch als Politdrama zu überzeugen.
Der Dokumentarfilm stellt fünf Menschen vor, die, alle zuvor im Bergbau beschäftigt, mit einer neuen Lebenssituation zurechtkommen müssen. Seinem Anspruch, damit auch das Männlichkeitsbild des Berufs infrage zu stellen, wird der Film nicht immer gerecht.
Agnieszka, die Altenpflegerin, und Dieudonné, der Tomatenpflücker, leben mehr oder weniger legal in Deutschland. Der Film verwebt in einer Mischung aus konventioneller Handlung und Experiment ihre beiden Geschichten über ein subversives Netzwerk.
Einer Hochzeit von Amir und Narges steht nicht nur der hohe Brautpreis entgegen, sondern auch die Kluft zwischen den sozialen Schichten, denen sie entstammen. Amirs Versuch, Geld für die Auslösung seiner Geliebten zusammenzubekommen, lässt ihn schließlich ins kriminelle Milieu abdriften. Regisseur Behrooz Karamizades Film ist keine plakative Anklage der Zustände im heutigen Iran, vielmehr findet er unaufdringliche Bilder für die Perspektivlosigkeit der jungen Generation.
Zwischen humanistischem Anspruch und interessengeleiteter »Realpolitik«: Lia Erbals Erinnerung an die Massenproteste in Hong Kong 2019 führt das Dilemma der China-Politik der Europäischen Union vor Augen. Der Film bleibt aber in seiner Kritik eher zurückhaltend.
Zwei Freunde wollen heraus aus der äthiopischen Provinz: Der eine wird ein erfolgreicher Langstreckenläufer, der andere scheitert mit seinen Ambitionen als Fotograf und wird Mitglied einer Diebesbande. Ihre Wiederbegegnung in der Hauptstadt gibt den Lebenswegen eine neue Richtung. Jan Philipp Weyls Erstling gefällt weniger wegen seiner konventionellen Dramaturgie. Einprägsamer sind seine Bilder und der vitale Soundtrack, die an ein im Aufbruch begriffenes Land erinnern, das nun erneut in einem verheerenden Bürgerkrieg unterzugehen droht.
Auf der Basis einer riesigen aus syrischen Archiven geschmuggelten Fotodatei konnte im letzten Jahr ein Folterknecht des Assad-Regimes erstmals von einem deutschen Gericht verurteilt werden. Die Dokumentation von Stéphane Malterre und Garance Le Caisne vermittelt einen Eindruck von den mühsamen Versuchen syrischer Familien, Gerechtigkeit für ihre ermordeten Verwandten vor europäischen Gerichten zu erkämpfen.
Der Dokumentarfilm von Sandra Gold lässt eine Zen-Buddhistin, eine katholische Nonne, einen Juden und einen Sufisten über ihre Gotteserfahrung berichten. Obwohl unterschiedlichen Glaubensrichtungen zugehörig, weisen diese sehr individuellen spiritistischen Erlebnisse überraschend viele Gemeinsamkeiten auf.
Das Leben der Freunde Hannes und Moritz ändert sich plötzlich, als Hannes nach einem Motorradunfall im Koma liegt. Moritz versucht, dessen Lebensfaden weiterzuspinnen. Hans Steinbichler hat aus Rita Falks Romanvorlage einen anrührenden, aber nie sentimentalen Coming-of-Age-Film gemacht
Umsorgung und »Mitgefühl« als Therapie ist das Konzept eines dänischen Pflegeheims für demente Menschen. Louise Detlefsen versucht in ihrer kommentarlosen Dokumentation, sich der Wahrnehmungsperspektive der Kranken anzunähern