Kritik zu Fabula
Überdrehte Komödie um einen glücklosen Kleinkriminellen, auf dem offenbar ein alter Familienfluch lastet
Limburg, so raunt zu Beginn eine Frauenstimme aus dem Off, sei eine Region, »in der das Unglück von Generation zu Generation weitergegeben« werde. Woraufhin die Geschichte weit zurück in die Vergangenheit springt, als ein Arbeiter beim Torfstechen auf einen alten Helm stößt. Was ihn gleich darauf veranlasst, großspurig Ansprüche zu verkünden. Die eigentliche Geschichte spielt dann in der Gegenwart, ihr Protagonist ist der kleinkriminelle Familienvater Jos, ein Nachfahre des (un-)glücklichen Helmentdeckers. Er hat sich vorgenommen, mit dem Familienfluch zu brechen, demzufolge all dessen Nachfahren geborene Verlierer sind. Dass er gleich zu Beginn von einer Zecke gebissen wird, sich um den Biss ein rotes Leuchten bildet und Jos gen Himmel schaut, lässt schon die göttliche Fügung des Ganzen erkennen.
Jos’ Versuche, seinem Schicksal als Verlierer zu entkommen, sind jedenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Von einem Einbruch in ein Vogelhaus bringt er seinem Auftraggeber nicht die gewünschten zwei seltenen Vögel, sondern eine Handvoll Brieftauben mit. Damit summieren sich seine Schulden beim Boss der türkischen Gangsterbande auf 30 000 Euro. Seine letzte Chance: ein Drogendeal mit Asiaten, die selbst den Türken als zu gefährlich gelten, um ihn selber durchzuziehen. Wieso nun allerdings Jos der richtigen Mann dafür ist, das wissen nur die Götter.
Wie vorauszusehen ist, geht die Übergabe schief und Jos wacht am nächsten Morgen auf dem Parkplatz auf, von dem Geld und der Ware fehlt jede Spur. Gemeinsam mit seinem künftigen Schwiegersohn Özgür begibt sich Jos auf die Suche und muss sich immer wieder die Frage stellen: Ist er ein geborener Verlierer oder wird er seinem Schicksal trotzen können?
Schicksal wird in diesem Film großgeschrieben, wobei es unterschiedliche Gestalt annimmt, von der defekten Autotür, die immer wieder aufgeht, bis zu einem Guru namens »Die Traube«, der »Tut Buße!« predigt, aber selbst vieles zu verbergen hat. Zudem wird Jos von wiederholten Erinnerungsfetzen heimgesucht, an deren Ende ein Toter auf dem Boden eines Gewächshauses liegt, sowie von einem durch den Zeckenbiss verursachten zeitweiligen Erstarren, verbunden mit Visionen der psychedelischen Art.
Fabula ist eine niederländisch-belgisch-deutsche Koproduktion. Fedja van Huet verkörpert mit Verve die Hauptrolle, David Kross hat einen prägnanten Kurzauftritt als schillernder Guru, während Georg Friedrich in einer zu kleinen Rolle sein Talent kaum entfalten kann. Nach zwei Stunden, die zwischen überdrehter Action und der zunehmend penetranten Erzählstimme oszillieren, löst sich das Rätsel um den Helm und wird der wahre Ablauf der vorangegangenen Ereignisse sichtbar, was so manche Figur in einem neuen Licht erscheinen lässt. Der Zuschauer mag dabei allerdings eher an einen Satz der Erzählstimme denken: »Die Vergangenheit ist wie ein Moor. Du darfst nicht zu lange darin stillstehen, sonst sackst du ein.«




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