Kritik zu Spielerinnen

Clip © DOK.Leipzig

2024
Original-Titel: 
Spielerinnen
Filmstart in Deutschland: 
29.05.2025
L: 
86 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Aysun Bademsoy setzt ihre 1995 begonnene Dokumentarreihe über Fußball spielende Mädchen mit Migrationshintergrund mit einem 4. Teil fort

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Im Jahr 1995 startete die aus der Türkei stammende Filmemacherin Aysun Bademsoy mit einer in ihrer Art wohl einzigartigen Langzeitbeobachtung. »Mädchen am Ball« schildert den Alltag von fünf jungen Berlinerinnen, die gemeinsam in einem Team Fußball spielten, obwohl dies dem Rollenbild, das ihre islamisch geprägten Gastarbeiter-Eltern vertraten, deutlich widersprach. Kann so etwas gut gehen?

Diese Frage beantwortete die Regisseurin in ihrem zwei Jahre später entstandenen Folgefilm. »Nach dem Spiel« dokumentierte den weiteren Werdegang der über das Fußballfeld hinaus miteinander befreundeten Frauen. 2008 realisierte die mit Christian Petzold verheiratete Regisseurin den dritten Teil ihres Projekts. Der Titel »Ich gehe jetzt rein« bezog sich auf eine der fünf Frauen, Safiye, die seinerzeit noch aktiv gegen den Ball trat: Mit dieser Bemerkung wechselte sie sich als Spielertrainerin ins laufende Spiel ein.

Die Szene verdeutlichte, wie diese charakterstarken Frauen sich mit ihrer Teilnahme an einem traditionellen Männersport eine gewisse Freiheit erkämpft hatten. Mit »Spielerinnen« bringt Bademsoy den vierten Teil ihrer nunmehr 30 Jahre währenden Langzeitbeobachtung in die Kinos. Der Film beginnt melancholisch, denn die Frauen tragen ihren damaligen Trainer zu Grabe. Dass sie ihn ohnehin seit 2000 nicht mehr gesehen haben, verdeutlicht, dass – dem Titel »Spielerinnen« zum Trotz – Fußball für sie keine Rolle mehr spielt.

Aktiv am Ball ist nur noch eine der fünf Frauen. Für die Kamera kommen sie aber noch einmal alle auf dem Fußballplatz zusammen und schieben sich eine ruhige Kugel zu. Während sporadische Rückblenden an ihre wilde Zeit auf dem Rasen erinnern, protokolliert der Film unaufgeregt den familiären und beruflichen Alltag der Mittvierzigerinnen. Zwei von ihnen, Nalan und Nazan, haben sich in der Berliner Gastronomie etabliert. Türkan arbeitet als Busfahrerin, die nach Schichtende ihren betagten Vater pflegt.

Inzwischen haben die ehemaligen Spielerinnen erwachsene Töchter, die nun in dem Alter sind, in dem ihre Mütter als »Mädchen am Ball« unterwegs waren. Fußball? Interessiert diese Deutsch-Türkinnen der nächsten Generation so wenig, dass der Film nicht einmal die Frage danach aufwirft. Wie in den früheren Filmen den Müttern, stellt Bademsoy auch diesen Teenies die Frage, ob sie sich einen Deutschen als Freund vorstellen könnten? Auf keinen Fall, sagt eines der Mädchen. »Die sind zu locker.«

Obwohl diese Mädchen mit einer freien Selbstdarstellung in sozialen Medien aufwuchsen, scheint der Rückzug in das konservative Frauenbild des Islams für sie interessanter zu sein als für ihre Mütter. Wenn sie fasten, über den Koran reden – und vom Muezzin auf dem Handy zum Beten aufgefordert werden –, dann fehlt ihnen allerdings jene vitale Lebendigkeit, die Bademsoy in den früheren Filmen bei den Müttern beobachtete. Und deswegen wirkt der vierte Teil der beachtlichen Langzeitbeobachtung eher schwermütig. Ausgespielt.

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