MagentaTV: »The German«
© Magenta TV
Altnazis, deren Zungen vom Alkohol gelockert wurden, fachsimpeln über Fußball und Nationalstolz: Wer wird Fußballweltmeister 1974? Die Italiener? Nein, die sind zu feige. Hat man ja am Ende des Zweiten Weltkriegs gesehen, als sie einfach aufgegeben haben. Und die Brasilianer? Schon gar nicht. Die sind wie Affen, die gerade von den Bäumen heruntergekommen sind! Unter den Anwesenden befindet sich ausgerechnet ein Israeli, der aussieht wie »The German«, wie ein typischer Deutscher. Er infiltriert ehemalige SS-Offiziere im Auftrag des Mossad. Der israelische Geheimdienst hofft, auf diese Weise Josef Mengele auf die Spur zu kommen, der zu dieser Zeit bekanntlich noch unter einem Tarnnamen im Verborgenen lebte.
Der Spionage-Plot dient als Aufhänger einer neuen Serie, die in Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen Produktionsfirma Lionsgate und dem israelischen Sender Yes TV entstand. Aus verschiedenen Perspektiven umkreist der Achtteiler ein Grundthema: die Schwierigkeiten und Widerstände, sich an den Holocaust zu erinnern. Oliver Masucci, der für diese mehrsprachige Produktion sogar Hebräisch lernte, spielt den aus Deutschland stammenden Auschwitz-Überlebenden Uri Zahavi. Während er in einem Kibbuz am See Genezareth an der Entwicklung eines Wasserfilters tüftelt, holt ihn das Grauen im Lager immer wieder in Form von Flashbacks ein.
Sprechen über diese Zeit? Das will er auf keinen Fall. »Ich bin kein Opfer«, erklärt Uri seiner Frau – auch sie hat den Holocaust überlebt. Die erwachsene Tochter der beiden will die Mauer des Schweigens durchbrechen. Sie unterstützt einen amerikanischen Historiker, der damit beginnt, die Erlebnisse der Kibbuzniks auf Tonband aufzunehmen. Die Erzählungen einer Bekannten, die von der Selektion im Lager berichtet, motivieren auch Uris Frau dazu, über das Schicksal ihrer verschollenen Schwester nachzuforschen. Bei dieser Gelegenheit erkundigt sie sich in der Gedenkstätte Yad Vashem auch nach ihrem Mann Uri. Doch laut Archiv ist Manfred Goldstein (Uris früherer Name) in Auschwitz umgekommen. Ist das ein Irrtum? Wer ist Uri? Diese Frage spitzt sich von Folge zu Folge weiter zu.
Konzipiert wurde die Serie »The German«, deren Dreharbeiten im Norden Israels mehrfach unterbrochen werden mussten, weil das Land immer wieder von der Hisbollah mit Raketen beschossen wurde, von der Drehbuchautorin Ronit Weiss-Berkowitz (»Das Mädchen aus Oslo«) und Moshe Zonder, Headwriter der ersten Staffel von »Fauda« und Schöpfer der Serie »Teheran«. Trotz geringem Budget überzeugt ihr neues Projekt durch die visuelle Gestaltung. Gegenüber den nuancierten Beobachtungen des Alltags im Kibbuz wirken die Begegnungen mit Altnazis im München der 1970er Jahre allerdings etwas hölzern. Dennoch bleibt man dran an dieser originellen Mischung aus Spionagethriller und Familiendrama über die Erinnerung an den Holocaust, die vor allem von ihrem charismatischen Hauptdarsteller Oliver Masucci lebt.
Trailer
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns