Nachruf: James Foley

James Foley mit Jamie Dornan am Set von »Fifty Shades of Grey: Gefährliche Liebe« (2017).

James Foley mit Jamie Dornan am Set von »Fifty Shades of Grey: Gefährliche Liebe« (2017).

28. 12. 1953 – 6. 5. 2025

Christopher Walken, Sean Penn, Madonna, Al Pacino, Gene Hackman – nur ein paar der Stars, mit denen James Foley im Lauf seiner Karriere arbeitete. Trotzdem dürfte er einer ganzen Kinogeneration kein Begriff mehr sein, denn der letzte Kinofilm, der (auch) mit seinem Namen beworben wurde, liegt mehr als 20 Jahre zurück: »Confidence« mit Dustin Hoffman, eine schwarze Gaunerkomödie – ein Flop. Dabei galt Foley Cinephilen einst als großes Talent. Seine kurze große Zeit begann 1986, als er mit Walken und Penn »Auf kurze Distanz« inszenierte, einen nachtschwarzen, auf realen Ereignissen basierenden Gangsterfilm über eine Kriminellenfamilie im ländlichen Pennsylvania. Die atmosphärische Dichte, die Komplexität der Charaktere und die bewegende Widersprüchlichkeit ihrer Emotionen machten den Film zwar nicht zu einem Kassenhit, aber bald zu einem modernen Klassiker. Mit Madonna drehte er anschließend die unterschätzte Screwballkomödie »Whos that Girl« (1987), mit Jason Patric und Bruce Dern den heute vergessenen Neo-Noir »After Dark, My Sweet« (1990). So blieb Foley einer, der sein Versprechen als nächster »großer« Filmemacher nicht einlösen konnte – vielleicht auch, weil er sich keinem Genre zuordnen ließ, mehr »Professional« als »Auteur« war. Mit einem All-Star-Cast aus Pacino, Ed Harris, Alan Arkin, Jack Lemmon, Alec Baldwin und Kevin Spacey inszenierte er 1992 die David-Mamet-Adaption »Glengarry Glen Ross«, neben »Auf kurze Distanz« sein Meisterwerk. Aus einem Kammerspiel über einen Haufen glückloser Immobilienmakler machte er einen eiskalten Kapitalismusthriller, getragen von Mamets messerscharfen Dialogen und einem Ensemble in Bestform.

Die John-­Gri­sham-­Adaption »Die Kammer« und der erstaunlich reaktionäre Thriller »Fear« (beide 1996) leiteten den Niedergang von Foleys Karriere ein. Zwischen allerlei TV-Auftragsarbeiten konnte er in zwölf Folgen der Serie »House of Cards« noch einmal seinen visuellen Einfallsreichtum und sein Gespür für Atmosphäre, Schauspielerführung unter Beweis stellen. Seine letzten Arbeiten, zwei »Fifty Shades of Grey«-Sequels, lassen kaum Raum für Elogen – aber Foleys frühe Filme herauszusuchen, ist jede Mühe wert.

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