Frank Arnold im Gespräch mit Robert Schwentke

»Robert Schwendke«

»Robert Schwendke«

Interview mit Regisseur Robert Schwentke über seinen Film »Die Bestimmung – Insurgent«

Herr Schwentke, in den Produktionsnotizen des Presseheftes ist viel von den Filmemachern die Rede, mit Zitaten kommen jedoch nur die Produzenten zu Wort. Kann man daraus schließen, dass der Regisseur bei solchen Franchiseunternehmen keine große Rolle spielt?

Keineswegs. Ich halte mich mit Statements nur zurück, ebenso bei den Electronic Press Kits, und gebe eigentlich auch ungern Interviews, dies hier ist eine Ausnahme, weil wir in Berlin sind, wo heute Abend die deutsche Premiere des Films stattfindet. Der Regisseur als Erfüllungsgehilfe, das ist eine vollkommen falsche Vorstellung.

Wie ist denn dieser Stoff zu Ihnen gekommen? Weil Sie zuvor mit »R.I.P.D.« schon Ihr Talent in einem temporeichen Actionfilm mit Spezialeffekten bewiesen hatten?

Nein, ich schätze die Buchreihe von Veronica Roth und hatte schon mein Interesse an der Regie des ersten Teils bekundet. Mit der Produktionsfirma Summit Entertainment hatte ich ja bereits bei »R.E.D. – Älter, härter, besser« zusammengearbeitet. Das klappte dann aber aus zeitlichen Gründen nicht, weil sich die Postproduktion meines letzten Films in die Länge zog. Für die Fortsetzung habe ich ihnen dann mein Konzept erläutert, das auf Zustimmung stieß.

Gab es schon eine Drehbuchfassung, als Sie hinzukamen?

Ja, aber die hat mit dem fertigen Film wenig zu tun.

Ist es eigentlich üblich, dass bei Fortsetzungen der Regisseur des ersten Teils als erster gefragt wird?

Meistens. Bei »R.E.D. 2« wurde ich gefragt, hatte damals aber schon «R.I.P.D.« zugesagt – und hatte zudem den Eindruck, die Geschichte sei auserzählt.

Der Film weicht um einiges von der Buchvorlage ab, so gibt es die Box, die hier eine zentrale Rolle spielt, dort nicht, dafür einen Chip…

Sie können Sich denken, dass es schwierig ist, ein 500-Seiten-Werk auf zwei Filmstunden zu komprimieren, man hat uns da glücklicherweise absolute Freiheit gegeben, wichtig war es nur, den Figuren treu zu bleiben, das ist ja eigentlich ein traditioneller Bildungsroman - eine Gattung, die ich sehr gerne habe. Im ersten Teil stellte sich für Tris die Frage: Wer bin ich in einer Welt, die ich nicht kenne? Im zweiten wird sie aktiver, der Film funktioniert eigentlich nach den Regeln eines »Lovers on the run«-Films, was ich auch sehr mag. Das Konzept, in den Kopf von jemandem hineinzuschauen, haben wir ausgebaut, weil es mich faszinierte. Das funktioniert hier gewissermaßen als eine visuelle Psychotherapie.

Wurde bei diesem Film viel parallel gedreht? Im Nachspann liest man von verschiedenen Teams…

Dies war ein ziemlich schnell produzierter Film, wir hatten zehn Wochen für die Preproduction, aber es gab die kürzeste Postproduktion, die ich je hatte, da mussten wir Tag und Nacht in Schichten arbeiten. Ich hatte das Konzept, fünf Tage zu drehen, einen Tag zu schneiden und einen Tag vorzubereiten. Die Second Unit-Aufnahmen fanden entweder in der Nähe oder aber an den Wochenenden statt, so dass ich darauf einen schnellen Zugriff hatte. Mit dem Second Unit Regisseur hatte ich zudem schon zuvor zusammen gearbeitet.

Mit Florian Ballhaus als Kameramann haben Sie hier bereits zum fünften Mal zusammengearbeitet. Mussten Sie darum kämpfen?

Nein, die Beziehung Regisseur – Kameramann ist in Hollywood ein geradezu heiliges Verhältnis, das absolut wichtigste Verhältnis am Set, das weiß man.

Sie werden in absehbarer Zeit wieder in Deutschland drehen?

Ja, »Der Hauptmann« ist ein Projekt, das ich mit Frieder Schlaich und Irene von Alberti von der Filmgalerie 451 plane. Sein Protagonist ist ein Neunzehnjähriger, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in eine Uniform schlüpft, eigentlich eine bitterböse Geschichte, die wir in Berlin und Polen drehen wollen, wahrscheinlich in Schwarzweiß. Die polnische Koproduzentin hat gerade den ‚Oscar’ für »Ida« bekommen. Das ist ein Stoff, bei dem ich mich schon ziemlich lange mit den Recherchen beschäftige.

... zur Filmkritik von »Insurgent«

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